Hinweise zu
Konstruktion und Bau
Für
Menschen, die gern ein Liegerad bauen möchten, sich aber nicht zutrauen, einen
eigenen Entwurf zu erstellen, habe ich
eine ganze Reihe von Bauplänen für Liegeräder und Dreiräder erarbeitet. Um
nicht in jedem Bauplan wieder viele allgemeine Dinge, wie Reifenauswahl,
Lenkung, Löten, Bremsen usw. wiederholen zu müssen, hatte ich einiges davon
zusammengefasst. Daraus entstand später ein Heft mit dem obigen Titel. Den
allgemeinen Teil findet man oben unter „Allgemeines“, die Erfahrungen und Tips
fürs Selberbauen hier.
Da
inzwischen die Selbstbauwelle weitgehend ausgelaufen ist und das Nacharbeiten ziemlich
aufwendig ist, habe ich die Bearbeitung meines
Schriften inzwischen eingestellt.
Einige
sind beim HPV erhältlich (für Mitglieder kostenlos), einige kann ich auch noch
als Email-Anhang verschicken.
Inzwischen ist eine neue
Generation von Fahrrädern, z.B. das V200 und V220 von Flux, das Easy von
Senkels und das Scooterbike von Velvet auf dem Markt, bei denen man einem
Interessenten erst erklären muß, was daran „Liege-„ ist. Jetzt rächt sich, daß die ersten Generationen von Liegeradfahrern (und auch der HPV) vor allem
vom etwas höheren Geschwindigkeitspotential fasziniert waren, das durch eine
flache Lehne noch verbessert wird. Prof. Schöndorf von der FH Köln hat schon
etwa 1980 vorgeschlagen, Räder mit einer Lehnenneigung über 45 Grad gegen die
Waagrechte „Sesselräder“ zu nennen. Leider konnte sich der HPV nicht dazu
durchringen, diese Bezeichnung zu übernehmen.
Inhalt
Kapitel
Vorbereitende
Arbeiten
Merksätze
Rahmen
Leichtbau
Schwingenlager
Löten
und Schweißen
Rohrverbindungen
Biegen
von Rohren
Herstellen
v Schellen
Strebenenden
Anfertigen
von Kleinteilen
Bau von
Vordergabeln
Reifen
Speichen
Naben
Felgen
Federung
Sitzposition
und Ergonomie
Sitzbauarten
Lenkgeometrie
Gabelversatz
und Nachlauf
Lenkerposition
Vorbau
mit Gelenk
Lenkerform
Lenkeranbringung
besondere
Lenkungen
Größenanpassung
Antrieb
Kettenverschleiß-messung
Ketten-
und Hosenbeinschutz
Schutzblech
Bremsen
Seilzüge
Hebel
und Schalter
Gepäcktransport
Hinterbau
für Naben- und Kettenschaltung
Kleinigkeiten
Sicherheit
Aerodynamik
Wetterschutz
Erstellen
eines eigenen Entwurfs
Beschaffungshinweise
Anhang (auf weiterer Seite)
Gewichte
Entfaltungen
Reifen
für Liegeräder
Speichen
für Liegeräder
Fahrwiderstandsleistungen
Einfluß
der Reibpaarung Felge – Bremsbelag
Bauplan Anhängekoffer
Bauplan
Rahmensitz
Zeichenhilfen
Nabenübersetzungen
Rahmenbaulehre
Lehnenverstellungen
Vorbereitende
Arbeiten.
1 Für
das Anfertigen von Entwürfen ist das Herstellen eines
"Ergonomie-Hampelmanns" sehr nützlich. Das ist ein Modell des eigenen
Körpers aus Pappe oder dünnem Alublech in Seitenansicht mit Druckknöpfen oder Nieten als Gelenke für
Knie, Hüfte, Schulter und Ellenbogen im Maßstab des geplanten Bauplans, bei mir
1 : 5. Manchmal kann es sinnvoll sein, die
Beweglichkeit der Wirbelsäule durch ein weiteres Gelenk in Körpermitte und im
Halsbereich zu simulieren. Nützlich zum "Spielen" finde ich auch
Pappscheiben mit den Durchmessern der verschiedenen Radgrößen und des
Kurbelkreises.
2 eine ebene gerade Fläche für den
Zusammenbau ist Voraussetzung für einen geraden Rahmen
3 Wenn man sich über alle Details im klaren ist, lohnt sich die Anfertigung einer Zeichnung 1 : 1 Packpapier oder Tapete
genügt)
4 Kettenlinie sehr sorgfältig prüfen
(kein Anfänger glaubt, wieviel Probleme hier auftauchen können )
Hier noch ein paar Merksätze
O bei schwierigen Teilen
suchen, ob es nicht etwas ähnliches bereits gibt, das man nur etwas
modifizieren muß
O immer wieder daran denken,
daß man das ganze auch montieren und demontieren können muß, z. B. keine
"versteckten"Schrauben und Muttern
O immer
wieder die Kettenlinie kontrollieren
O Wenn du stolz bist, weil du
bei einem Entwurf 20 Gesichtspunkte
berücksichtigt hast, wirst du bei der Ausführung vielleicht merken, daß du 5
vergessen hast
Rahmen
Für gute Fahreigenschaften ist ein steifer Rahmen
Voraussetzung. Am elegantesten finden viele den Gitterrohrahmen, am besten aus Dreiecken aufgebaut (wie der
Eiffelturm). Der erhoffte Gewichtsvorteil ist bei gleicher Steifigkeit
allerdings bescheiden. Elegant war auch der Rahmen des Kingcycle mit 2 parallel
laufenden, ovalisierten Rohren, die gleich als Hintergabel dienten. Bei nicht
ganz übersichtlichen Gitterwerken ist es hilfreich, zunächst ein Modell aus Draht,
vielleicht 1 : 10 zu löten. (Kupferdraht läßt sich
weich löten) Wenn man dann auf den Sitz oder das Tretlager drückt oder beim
Dreirad Querkräfte aufbringt, sieht man, was sich verbiegt. Beim
Gitterrohrahmen muß das Tretlager auch seitlich abgestützt werden, dort treten
die höchsten Kräfte auf durch die außermittig auftretenden Tretkräfte von bis
zu 1000 N. Wegen des viel leichteren Baus bevorzuge ich inzwischen Einrohrrahmen, man spart eine
erkleckliche Zahl von Lötstellen mit allen erforderlichen Nebenarbeiten und
Probleme mit Verzug. Für Einzelstücke oder Miniserien haben Rechteckrohre den
großen Vorteil des überrall "kostenlos" vorhandenen rechten Winkels,
das erleichtert den Bau von "geraden" Rahmen ungemein. Allerdings
sind solche Rohre meist nur in Wandstärken bis herab zu 1,5mm erhältlich. Flux
verwendet ein speziell für ihn hergestelltes Rechteckrohr in CroMo - Qualität
mit stark abgerundeten Ecken.
Für Zweiräder halte ich Rundrohre 50 x 1 als
ausreichend. Wenn man Wert auf einen absolut verwindungdfreien Rahmen legt, wie
ich, ist 60 x 1 vorzuziehen.(Mehrgewicht; ca 250
g). Bei so dicken Rohren besteht bei
seitlicher Krafteinleitung schon die Gefahr des Einbeulens. Ein aufgesetztes
Sitzrohr z. B. sollte deshalb fast über
die ganze Breite gehen. (Evtl. ovalisieren)
Gefahr
des Einbeulens kein Einbeulen
Für
den Bastler hat gewöhnlicher Baustahl
(St 37) den Vorteil des niedrigeren Preises und der leichteren
Verarbeitung. Der für die Steifigkeit des Rahmen
verantwortliche E-Modul ist übrigens
für alle Stähle gleich, vom billigsten bis zum hochlegiertesten. Geschweißte
Rohre neigen beim Biegen und Zusammen drücken weniger zum Reißen und sind
deutlich billiger, die Naht ist heutzutage völlig unkritisch, allerdings innen
fühlbar. Vor dem Einlöten des Steuerkopfes sollte man zur Vermeidung von Verzug
kräftige alte Lagerschalen eindrücken. Zum Verputzen tut eine Powerfeile
hervorragende Dienste.
Sehr verlockend ist die Verwendung von vorhandenen
„besonderen“ Rohren,
z. B. Masten von Surfbrettern aus GFK oder gar
Kohlefasern oder Längsholme von Flugdrachen aus hochwertigstem Leichtmetall. Je
nach Anordnung und Länge wird die Festigkeit, d. h. die Haltbarkeit ausreichen,
der Rahmen wird aber vielleicht nicht ausreichend verwindungssteif. Wenn man dann
Verstärkungen anbringt oder 2 Rohre parallel anordnet, gehen allein durch die
erforderlichen Einspannungen die Gewichtsvorteile u. U. wieder verloren.
Auch aus faserverstärkten Kunststoffen können sehr
leichte Rahmen gebaut werden, mit sehr eleganten fließenden Übergängen. Das
verwendete Material ist gesundsheitsschädlich und schlecht zu recyceln. Viel
Erfahrung verlangt die Einleitung der hohen Kräfte am Tretlager.
"Holzwürmer" haben auch schon wunderschöne
Rahmen aus dem uralten Material Holz gebaut. Hauptproblem ist auch hier die
Krafteinleitung an Tretlager, Steuerkopf und Achsaufnahmen.
Angaben zum Bau einer einfachen Rahmenbaulehre finden sich im Nachtrag
Wer
vorhat, für das Tretlager seines Kurzliegers ein Patronenlager zu verwenden und
etwas Gewicht sparen will, kann folgendes machen Statt des üblichen
Tretlagergehäuses wird ein 70 mm langes Rohr 30 x 1 angelötet. An der
Vorderseite wird auf beiden Seiten je ein 30 mm langes Röhrchen 10 x 1,5 angelötet Jetzt werden die beiden
Röhrchen quer durchgesägt und das 30er Rohr dabei geschlitzt. Von der
Tretlagerpatrone werden die beiden Abschlußmuttern entfernt. Die Patrone wird
einfach festgeklemmt. Man muß nur noch 2 passende Gummiringe zur Abdichtung einkleben. Jetzt
kann bei einem Schaden unterwegs die
Tretlagerpatrone ohne Spezialwerkzeug gewechselt werden. Es gibt allerdings
aauch Patronen mit anderen Durchmessern, als 28, also vorher messen.
Diese
Konstruktion hat noch den weiteren Vorteil, daß man durch axiales Verschieben die Kettenlinie
etwas korrigieren kann. Um die Patrone nicht oval zu drücken, darf das Rohr
nicht zu dick sein (1mm Wand) und als
Schrauben verwende ich M 5.
Zum Leichtbau
Leichtbau
bringt in den Fahrleistungen viel weniger meßbare Verbesserung, als im allgemeinen angenommen, erhöht aber die Bruch- und
Schadensgefahr im Dauerbetrieb erheblich. In der Ebene bringt 1 kg praktisch
gar nichts. Am Berg und bei der Beschleunigung nur rund 1%, im krassen
Gegensatz zu den Gefühlen des Fahrers. Je leichter das Ausgangsfahrzeug, desto
teurer müssen Fortschritte im Leichtbau bezahlt werden, bei den Komponenten
rund 500 € für das Kg! Gegen Leichtmetall habe ich zumindest für den Bastler
erhebliche Bedenken. Schweißstellen erfordern ein erhebliches Maß an Wissen und
Erfahrung wenn sie im Dauerbetrieb halten sollen. Ein aussichtsreicher Weg ist
m. E. die Verwendung von Strangpreßprofilen in Verbindung mit Klebe- und
Klemmverbindungen. (Siehe Artikel von Thomas Senkel im Tagungsband zum 3.
Velomobilseminar)
Schwingenlager
Das Schwingenlager baue ich meist ziemlich breit, 120 mm,
erstens ist es eine Bauerleichterung, wenn die Schwingenholme parallel sind,
und zweitens wirkt sich etwa vorhandenes Spiel weniger aus. Außerdem gibt es
weniger Probleme mit der Kettenlinie. Die lichte Weite vorn sollte auch deshalb
mindestens 70 mm betragen, um sich die Möglichkeit für die Verwendung von
breiten Reifen nicht von vornherein zu verbauen. Bei breiten Schwingen braucht
man für Cantisockel allerdings u. U. spezielle Konsolen. Ich löte einfach ein
Stück Rohr 22 x 1 an die Schwingeninnenseite, Ostrad knickte die Holme nach
innen.
1 Schwingenholm 5
Reduzierhülse
2 Glycodur 12x 20 m. Bund 6
Lagerhülse
3 Schwingenlagerrohr 7 Bolzen M 8
4 Rahmenrohr 8 Verstärkungs-Röhrchen , eingelötet
Bisher
habe ich das Schwingenlager so gebaut, wie in der Skizze dargestellt. (in ungefähr 49 von 50 Fällen)
Bei
einem Rad entdeckte ich nun nach ungefähr 2000 km starkes Spiel im Schwingenlager. Die
Demontage ergab, daß sich nicht die Lagerhülse in den Glycodurlagern gedreht
hatte, sondern der Bolzen in der Hülse.
Dies hängt wahrscheinlich damit zusammen, daß der Abstand A zwischen
Schwingenlager und Versteifungs – Querrohr der Schwinge hier so kurz ist, daß
man die Schwinge kaum verformen kann und die Hülse deshalb kaum festgeklemmt
wird. Bei den meisten meiner Räder, zum
Beispiel bei der Solveig F4 ist der Abstand A 100 – 150 mm. Da kann man auch
biegesteife Schwingenholme (bei der F4 Rechteckrohr 40 x 15 x 1,5 um ein paar
Zehntel Millimeter zusammenziehen und so die Hülse fest klemmen
Abhilfe:
In jedem
Fall sollte die Länge der Hülse so bemessen sein, daß sie stramm zwischen die
Schwingenholme paßt.
Darüber
hinaus habe ich im fraglichen Fall eine Nut in den linken Schwingenholm gefeilt
und ein neue Hülse mit entsprechenden Nocken angefertigt
Noch
besser ist folgende Konstruktion
Die
Hülse hat beiderseits Innengewinde M8, wird auch stramm eingepaßt und mit 2
Schrauben mit den Schwingenholmen verschraubt.
Löten und Schweißen
Hartlöten bietet weniger Fehlermöglichkeiten als
Autogenschweißen. Außerdem kann man mit einiger Vorsicht Nähte durch Erwärmen
wieder lösen (wenn einem inzwischen eine andere Idee gekommen ist), beim
Schweißen bleibt dann nur Eisensäge und Flex. Die Lötfuge soll unter 0,2 mm sein und beide Teile metallisch
blank, Flußmittel vor dem Löten mit kleinem Pinsel auftragen. Wenn das Lot
nicht mehr läuft, den Stab immer wieder ins Flußmittel tauchen. Grate
sorgfältig entfernen, weil diese sofort verbrennen, wenn man mit der Flamme
hinkommt und das Oxyd bindet nicht. Für gemuffte Verbindungen und Rohre mit
hoher Festigkeit kommt nur das sehr dünnflüssige und bei tiefer Temperatur schmelzende Silberlot in
Frage. Bei ST 37 und stumpfem Stoß kann
man mit Messing regelrechte Kehlnähte hinlegen.
Beim
Zusammenlöten sehr unter- schiedlich dicker Teile muß man die Flamme mehr auf
das dicke Teil richten, um das dünnere nicht zu verbrennnen. Durch Schwenken
des Brenners vor den bereits gelöteten Teil wird erreicht, daß das Messing
wirklich in den Spalt "schießt", d. h. den Spalt füllt und nicht nur
obendrauf geklebt wird. Die Flamme wird so eingestellt, daß der mittlere
hellblaue Teil fast verschwindet, dies läßt man sich am besten von einem
Fachmann zeigen. In das Innere von Rohren soll möglichst wenig Flußmittel
gelangen, weil man es schlecht herausbekommt. Es führt auf die Dauer zu Korrosion. Beim Löten immer wieder die Flamme
kurz etwas zurückführen, um eine gleichmäßige Naht zu bekommen (kleinere
Unebenheiten werden dabei "eingeschmolzen") Wenn man beim Löten größerer Teile am Rande
anfängt, spart man Gas.
Kehlnaht eingelegter Schweißdraht
Nach amerikanischen Untersuchungen (Cycling Science
Herbst 92) liegen Verbindungen mit Messing - "Kehlnaht" in ihrer Haltbarkeit und Belastbarkeit etwa
in der Mitte zwischen gemufften und geschweißten Verbindungen. Achtung!, eine zu lange Erwärmung, z. B. bei zweimaligem Löten kann
zu einer Kornvergröberung des Stahls und damit zu erhöhter Bruchanfälligkeit
führen. Wenn die Lötfuge ausnahmsweise zu groß geraten ist, lege ich einen
Schweißdraht ein, fülle die Fugen mit Messing und verfeile das Ganze
vorsichtig. Nicht ganz fein, aber manchmal der letzte Ausweg. Edelstahl läßt
sich schwerer löten und ist recht "warmbrüchig".
Rohrverbindungen
Eine
sehr stabile Verbindung von Rohren unterschiedlicher Dicke ergibt das
Durchstecken und Verlöten
"Durchstecken" Knotenblech Einlegemuffe
Knotenbleche erhöhen die Haltbarkeit sehr. Wenn zwei
Rohre in Flucht stumpf verlötet werden sollen, arbeite ich mit einer
Einlegemuffe, meist aus 1,5 mm Blech gerollt, mit schräger Kante für einen
weichen Übergang, vorher gut mit
Flußmittel einpinseln., evtl
auch schweißen. Bei einem Knick in
einem dicken Rohr schweiße ich eine dünne
Blechscheibe mit in den Stoß ein, das verhindert Ovalwerden unter Belastung
und erhöht die Festigkeit sehr.
Das Ausarbeiten der Rundungen für das Ansetzen eines
dicken Rohres an ein anderes erfordert viel Arbeit. Eine Abwicklungsschablone
aus Pappe erleichtert das genaue Anpassen. Meist arbeite ich zunächst mit der
Flex, der Rest ist geduldige Feilarbeit, ab etwa 50 mm Durchmesser setze ich
auch mal die Stichsäge ein, wenn beides nicht greifbar ist, bleibt nur das
Bohren mit 4 -5 mm, Loch an Loch.
Biegen von Rohren
Zum Biegen von Rohren um größere Winkel Rohr mit
trockenem Sand füllen, mit Holz- oder Papierstopfen verschließen, durch Klopfen
verdichten, oder passende Schraubenfeder einstecken, glühend machen, in Stücken
von ca 5cm über Klapprad- oder Rollerfelge o. ä. biegen. Bis ca 10mm Æ kann man auch gut kalt über eine Schablone biegen. Wenn
man vorhat, sich mehr als ein Rad zu bauen, lohnt es sich, eine
Biegevorrichtung, vor allem für 22er Rohr (Sitz, Lenker, Hinterbau) zu kaufen
oder zu bauen. VA - Rohre neigen beim Biegen stärker zu einem
"Ofenrohreffekt", d. h. zu Faltenbildung an der Innenseite
Herstellen von Schellen
Die stabilste Schelle ist die sog. Fliegerschelle mit 2
angelöteten Röhrchen (erst anlöten, dann durchsägen) Die normale Schelle hält um so mehr, je dichter die Schrauben am Rohr sitzen.
Strebenenden
Die einfachste Methode, ein Auge an eine Strebe zu
bekommen, ist das Flachdrücken und abrunden. Um häßliche Riefen zu vermeiden,
beidseitig Alublech unterlegen. Die Biegefestigkeit steigt sehr, wenn man ins
Ende ein Stück Blech, 2- 3mm dick einlegt.. Rundung
grob andeuten, verlöten, endgültig rund feilen. Eleganter ist das Anlöten eines
kurzen, dickwandigen Röhrchens.
Anfertigen von Kleinteilen
Ehe ich Stütz- und Knotenbleche, komplizierte Schellen o.
ä. anfertige, mache ich erst ein Muster aus Pappe, denn mit der Nagelschere
arbeitet man viel schneller, als mit der Blechschere.
Bau von Vordergabeln
Wenn einem die käuflichen Gabeln für die kleinen Räder
entweder zu primitiv oder zu teuer sind, bleibt nur Selbstbau. Man nimmt eine
solide Gabel sägt sie auf die richtige Länge und lötet die Ausfallenden wieder
ein. Dabei am besten die Ausfallenden auf das Vorderrad montieren, heften, Rad
ausbauen und endgültig verlöten. Die richtige Vorbiegung kann bei einfachen
Gabeln kalt hergestellt werden, bei guten Gabeln muß man vorsichtig erhitzen.
Reifen
Für die Bezeichnung der Reifen sollte man sich die
ETRTO-Bezeichnung angewöhnen, 47 x 559 z. B. bedeutet, der Reifen ist 47 mm
breit und hat in der Felgenauflage einen Durchmesser von 559 mm, da sieht man
gleich, jeder Reifen mit dem Maß 559 paßt auf die gleiche Felge. Die
Zollbezeichnung für diesen Reifen wäre 26 x 1,75, wobei 26 den Außendurchmesser
in Zoll und 1,75 die Breite in Zoll bedeutet. Dabei paßt aber durchaus nicht
jeder 26" Reifen auf die gleich Felge. Es gibt 26"-Reifen mit 584 und 559mm
Innendurchmesser. Man sollte also diesen alten Zopf endlich abschneiden. Hinten
kommt praktisch jeder Reifen ab 400mm Felge in Frage. Ich nehme gern den Conti
Avenue (ATB- Slick) wegen seines
seidenweichen Laufs und seines niedrigen Rollwiderstands, den Big Apple oder den Schwalbe Marathon wegen seiner hohen
Lebensdauer. Vor allem bei Federung verwende ich auch hinten aber inzwischen
meist Räder mit 500 mm Durchmesser. Das Fahrzeug wird kompakter, handlicher,
steifer und leichter und man hat eine günstigere Radausweichrichtung. Außerdem
braucht man auf Reisen nur einen Ersatzreifen (Wenn man vorn auch ein Rad mit 500 mm hat). Das kleinste brauchbare
Rad ist m. E. 47 x 305, 57 x 305, oder 37 x 340, (alles 16")
Wenn ich aus
irgendwelchen Gründen (z. B. tieferes Tretlager oder Tieflieger für Kurz-
beinige) 16" verwende, nehme ich ganz gern den 50 mm breiten Big Apple. Er
verträgt hohen Druck und macht das an sich etwas nervöse kleine Rädchen eine Spur stabiler bei höheren Geschwindigkeiten. Dann kommt 32 x 369, 17" von Moulton,
ziemlich teuer, aber leicht laufend und bis 90 Psi Druck vertragend. 28 x 390
verwendete Kurt Pichler früher für seine Vorderräder. Dann wird es verwirrend,
da kommen nämlich 7 verschiedene 20"-Reifen, die 3 verschiedene Felgen erfordern.
Einige für Liegeräder geeignete Reifen sind im Anhang aufgeführt.
Für die
Auswahl der Reifen und Felgen kommen folgende Kriterien in Frage:
- Preis, die Spannweite reicht von etwa
10€.- für einen Klappradreifen -bis ca 30.- für den Big Apple
- Auswahlmöglichkeit hier sieht es bei kleinen Rädern
nicht ganz so günstig aus, wie bei Mountain Bike Reifen.
- Fahrkomfort, hängt vor
allem vom Luftdruck und der Reifenbreite ab
- Verfügbarkeit
auf Reisen,
- Rollwiderstand, er hängt
vor allem vom Luftdruck ab. Beim Aufpumpen von den bei
vielen Alltagsrädern üblichen 1,5 auf 3,5 bar fällt er z.B. von 0,0077 auf
0,004, d. h. um ca. 40%, von 3,5 auf 6 bar allerdings nur noch um 25%. Eine größere Reifenbreite verkleinert den Rollwiderstand, wenn
alles andere gleich bleibt Auch die Reifenkonstruktion hat einen großen Einfluß
(Siehe die Tabelle im Anhang ).
- Luftwiderstand, ein 47 mm breiter
Reifen hat ca. 95 qcm mehr Fläche als ein 28mm breiter, da er aber nur z. T.
freiläuft nimmt die
Gesamtquerschnittsfläche höchstens um ein Prozent zu.
- Gewicht,
ein 47 x 406 wiegt ca. 540 g, ein 28 x 390 nur 330 g
- Brauchbarkeit für besondere
Betriebsverhältnisse, auf
Sand, Geröll und Schienen ist ein breiter Reifen deutlich von Vorteil
- Tragfähigkeit, nimmt mit Breite,
Durchmesser und Druck zu, hängt aber auch von der Reifenkonstruktion ab
- Lebensdauer, wird von Gummimischung, Breite und
Durchmesser beeinflußt
Abhängigkeit des Rollwiderstands
vom Reifeninnendruck
Zum Rollwiderstand
Ian
Sims hat im Internet Rollwiderstandsmessungen an 14 Reifen mit 400 und 500 mmÆ veröffentlicht. Er gibt die Verlustleistung in Watt
in Abhängigkeit vom Innendruck zwischen 4 und 16 bar an. Die 16 bar hielt der
Schwalbe Marathon 32 x 406 aus. Drücke ab ca. 6 bar halte ich allerdings für
den Alltagsfahrer für kaum interessant, weil der Rollwiderstand darüber nur
noch wenig abnimmt und der Fahrkomfort „unter die Räder kommt“, von den
Strapazen für Wirbelsäule, Nieren, Handgelenke und Rahmen gar nicht zureden. Am
besten schnitt der Tioga Comp Pool ab, dann kam erstaunlicherweise bereits der
Primo 349 und der kaum schlechtere Schwalbe Cityjet 54 x 305, noch vor dem
Conti Grand Prix 28 x 406. Nach meinem Eindruck (keine Messung) nimmt allerdings
z. B. bei Cityjet 54 x 305 der Rollwiderstand bei niedrigen
Drücken stärker zu als bei größeren Reifen. Weitere Angaben zum Rollwiderstand
finden sich im Anhang.
Wie
stark die Fahrbahnoberfläche den Rollwiderstand beeinflußt, geht aus folgender
Tabelle hervor. (Quelle Fiets 8/95)
feiner Asphalt 0,0032
grober Asphalt 0,0039
Klinker 0,0074
Schotter 0,0099
Kopfsteinpflaster 0,0190
Nach einer Mitteilung des Fa. Pedalkraft,71254 Ditzingen, Tel 07156 8369, gibt es inzwischen
folgende weitere Reifen:
Schwalbe Marathon mit Reflexstreifen in den Größen 40
–305, 47-305, 47-406
Conti Top Touring 57-305
Schwalbe Big Apple 50-305, 50-406 und 60-406
Zusammenfassend möchte ich sagen, daß in meinen Augen 406
das aussichtsreichste Format ist, im Alltag mit
47 oder gar 60 mm Breite, diese Reifen werden auch nicht so leicht von
Straßenbahnschienen eingefangen. Wenn man mit zu wenig Druck einen Bordstein
hinauffährt, hat man nicht gleich eine Delle in der Felge .
Speichen
Für ungewöhnliche Naben - Felgenkombinationen kann man
sich die erforderlichen Speichenlängen nach folgender Formel ausrechnen
(Bei geösten Felgen 2 - 3 mm Zugabe)
dabei
ist
2R der Felgeninnendurchmesser, 2r
der Nabenflanschdurchmesser
a der Flanschabstand, s die gesuchte Speichenlänge
n die Zahl der Kreuzungen, N die
Zahl der Bohrungen je Flansch,
normal also 18
Der
Cosinus nimmt bei 36 Speichen folgende Werte an
Kreuzung 0 1 2 3 4
cosinus 1,0 0,9397 0,7660 0,5 0,17305
Vorderräder ohne Trommelbremse speiche ich gern radial
ein, die Räder bleiben länger rund, es sieht schöner aus und das Einspeichen
geht schneller. Die Beanspruchung der Nabe ist allerdings höher. Ich hatte aber
bisher noch nie Probleme damit. Kleine Räder mit Trommelbremse oder
Siebengangnabe speiche ich höchtens 2fach gekreuzt ein, damit die Speichen an
der Felge nicht so schräg stehen. Ich speiche meine Hinterräder grundsätzlich
symmetrisch ein, das erhöht die Stabilität sehr, und baue dafür den Hinterbau
unsymmetrisch.
Bei Felgen mit 400 mm Durchmesser und 36
Speichen kommt man u. U. schlecht mit der Luftpumpe ans Ventil. Der Abstand der
Nachbarspeichen soll sich zur Nabe hin vergrößern
. Bei hohen Ansprüchen an den
Rundlauf ist es zweckmäßig, Speichenstrahler vor dem Zentrieren zu montieren.
Nirospeichen jeder geraden Länge ab 106 mm Länge fertigt die Fa. Pedalkraft an
(Adresse im Anhang).
Einige Speichenlängen für kleine
Räder habe ich im Anhang aufgeführt.
Naben
Beim Langlieger ist die Beanspruchung des Hinterrads
deutlich größer (Ca 75% Lastanteil). Deshalb ist die Verwendung guter Naben
ratsam. Bei Kassettennaben verbiegen sich die Achsen nicht so leicht, weil der
Lagerabstand größer ist. Lackierte Naben bleiben bei Einwirkung von Streusalz
(das die Kommunen inzwischen klammheimlich wieder eingeführt haben) länger
ansehnlich.
Felgen
Kleine Felgen sind manchmal nicht auf breite Reifen und hohen Luftdruck
eingerichtet, sie "gehen auf", wer also ständig mit 47mm breiten
Reifen und 6 bar Luftdruck fahren will, schaue sich nach ordentlichen Felgen
um. Generell sind aber kleine Felgen viel stabiler als große. Selbst bei einem
Langlieger mit 80% Last auf der Hinterachse habe ich mit 406 mm -Rädern und
vollem Zeltgepäck auf dem Gepäckträger auch ohne Hohlkammerfelge keine Probleme
gehabt.
Federung
Das Fahrrad war lange Zeit neben dem Schubkarren so
ziemlich das einzige ungefederte Fahrzeug, sogar Kinderwagen haben schon lange
eine Federung. Zum Glück beginnt sich
beim Mountain Bike und inzwischen auch beim Trekkingrad die Federung
durchzusetzen, als ich 1980 meine ersten gefederten Räder baute, war ich noch
ein bestaunter Exot. Untersuchungen der Uni Oldenburg zeigen, daß ständiges
Fahren mit einem ungefederten Fahrrad auf üblichen Großstadtstraßen und Wegen
auf die Dauer bereits gesundheitsschädlich sein kann, (Pro Velo 12)
Beim Liegerad ist eine Federung noch wichtiger, weil man
die Beine nicht als Stoßdämpfer einsetzen kann. Der erreichbare Fahrkomfort
verhält sich etwa wie die Radlasten, d. h. beim Langlieger bringt eine
Hinterradfederung bereits 70 -80% des möglichen Komforts.
Die
wichtigsten Punkte sind
steife Schwinge
ausreichend Federweg (beim
Langlieger hinten mindestens 80mm
richtige Geometrie (die Federung soll
nur bei Löchern in der Straße, nicht beim Treten ansprechen, dies wird beim
Langlieger erreicht, wenn der ziehende Teil der Kette im belasteten Zustand 10
- 20 mm über dem Schwingenlager verläuft.
Im übrigen verweise ich auf meine Ausarbeitung "Federung" an anderer Stelle der
Homepage.
Sitzposition und Ergonomie
Im Heft Chopperfahrräder ist als günstigste
Tretlagerposition 150 mm unter Sitzhöhe angegeben. Dies geht von einer steilen
Lehne aus und ist bei Kurzliegern kaum zu verwirklichen. Untersuchungen der Uni Nijmegen und von Bernd
Zwikker vom holländischen HPV etwa aus 1988 deuteten daraufhin, daß die
Tretlagerposition für sich allein betrachtet weniger wichtig ist, sondern der
Sitzwinkel zwischen mittlerer Lehnenneigung und Verbindungslinie
hintere Sitzkante - Tretlager sollte etwa 120 Grad
betragen.
Körperöffnungswinkel
Ist er kleiner, sitzt man zusammengekrümmt, ist er
größer, braucht man bei hoher Leistung extra Energie, um ein Hochrutschen des
Körpers auf dem Sitz zu verhindern. (Es sei denn, man benutzt spezielle
Schulterstützen.) Wenn man also z. B.
eine flachere Lehne wählt, kann oder sollte das Tretlager entsprechend höher
sein. Inzwischen gibt es eine gewisse Tendenz zu kleinerem Sitzwinkel, der vor
allem für kürzere Anstrengungen, z. B. für Berg- oder Rekordfahrten günstig zu
sein scheint. Der Kurzlieger Lightning z. B. mit ca. 108 Grad gilt als
besonders bergfreudig. Mit dem Rekordfahrzeug Cheetah erreichte Cris Huber 110
km/h bei einem Sitzwinkel von ca. 80 Grad!
Die Lehne war hierbei sehr kurz und möglicherweise kam man zu diesem
extremen Sitzwinkel, weil Cris ein sehr gut trainierter Rennradfahrer ist und
man kippte einfach die für ihn gewohnte Sitzposition nach hinten, um ihm langes
Umtrainieren zu ersparen.
Matt Weaver dagegen fuhr mit seiner ebenfalls
außerordentlich schnellen Cutting Edge mit über 130 Grad, hat beim Sitz aber
nicht näher erläuterte Vorkehrungen getroffen, um die Tretreaktionskräfte
aufzunehmen
Zusammenfassend läßt sich vielleicht folgendes sagen:
Für sportliches Fahren ist ein Sitzwinkel von 80 bis 120
Grad günstig, das Tretlager sollte aus aerodynamischen Gründen ca 150 mm über
Sitzhöhe liegen.
Für Alltag und Touren scheint ein Sitzwinkel von 100 bis
130 Grad günstig zu sein, Ich persönlich finde 150 mm Tretlagerüberhöhung schon etwas unbequem, vor allem, wenn ich
keine Radlerhosen, sondern die alltagsüblichen Jeans trage, im Winter auch noch
dicke lange Unterhosen darunter trage und vielleicht sogar noch 2 kg Winterspeck
angesetzt habe. Martin Sörensen baute meist 20 cm Tretlagerüberhöhung, ist
allerdings besonders "drahtig" und fährt sehr selten in Jeans. Viele,
vor allem ältere Leute finden ein Tretlager ca 150 mm unter Sitzhöhe besonders
bequem. Entscheidend sind aber in jedem Fall die Gefühle des Menschen, der auf
dem Rad sitzt, und die sind nun mal sehr unterschiedlich. 100 Kilometer sollte
man allerdings vor einem endgültigen Urteil gefahren sein, oder wie Peter Ross
sagt: "beware of carpark-conclusions" Einige interessante
Überlegungen zur Ergonomie hat Helge Schrenker in Test eines Toxx –Tiefligers
in der Online – Zeitschrift Liegeradmagazin.de dargestellt.
Ich baue inzwischen meist eine verstellbare Lehne. Damit
hat man fast 2 Räder in einem. Überland kann man mit flacher Lehne und guter
Aerodynamik fahren und in der Stadt aufrecht, ca. 60 bis 75 gegen die Wagrechte mit guter
Übersicht. Um die die Verstellung auch unterwegs zu erleichtern, sollten
Schnellspanner oder Flügelmuttern verwendet werden.
Zu verschiedenen Möglichkeiten der Lehnenverstellung
siehe den Anhang.
Immer noch viel diskutiert wird die Frage, ob die
Liegeradposition ergonomisch ungünstiger
ist oder nicht. Als Vorbereitung des Projekts Daedalus, bei dem ein
"fliegendes Fahrrad" 115 km von Kreta nach Santorin flog, wurden in
Amerika umfangreiche Versuche gemacht. Dabei ergab sich u. a., daß das
Verhältnis von Sauerstoffverbrauch und abgegebener Leistung nach ausreichendem
Training für alle Versuchspersonen für die beiden Sitzpositionen praktisch
gleich ist.
Versuche von Stefan Gloger an der TH Darmstadt scheinen
sogar dafür zu sprechen, daß die Liegeradposition ergonomisch günstiger ist.
Biodynamischer Wirungsgrad, ermittelt über den
Sauerstoffverbrauch bei Liegrad und Aufechtrad
Der biodynamische Wirkungsgrad ist also zumindest nicht
schlechter Damit ist im Grunde auch die oft gestellte Frage nach der Bergsteigefähigkeit von Liegerädern
beantwortet: bei gleicher Fahrerleistung, gleicher Übersetzung und gleichem
Gewicht sind Liege- und Normalrad etwa gleich schnell. Da Liegeräder in der
Praxis meist etwas schwerer sind, sind sie am Berg eine Spur langsamer. Der
Gewichtsunterschied muß allerdings im Grunde immer auf das Gesamt- gewicht von
Fahrrad und Fahrer bezogen werden.
Gegenüber einem Rad mit 15 kg ist ein
85 kg schwerer Fahrer auf einem 17 kg schweren Rad z. B. am Berg höchtens 2%
langsamer, h. statt mit 15 km/h fährt er
mit dem schwereren Rad mit 14,7 km/h hoch. Bei flacheren Bergen und damit
höherer Geschwindigkeit wird der Unterschied noch kleiner, weil hier der
Luftwiderstand mitspielt. Ich möchte behaupten daß solche minimalen
Unterschiede zwar im Sport eine entscheidende Rolle spielen können, im Alltag
aber von kaum jemand registriert werden Die von Laien ohne Ahnung von
Biodynamik immer wieder beim Anblick eines Liegerads spontan gestellte Frage:
"wie ist es damit am Berg?" hat m. E. folgenden Grund: Jeder hat vor
Jahren das Radfahren auf einem Kinderrad ohne Schaltung gelernt, wenn er nicht
mehr weiter kam, stand er einfach auf. Jeder fühlt instinktiv beim Anblick
eines Liegerads, daß dies damit nicht möglich ist, außerdem hat jeder schon
Bilder von Rennfahrern gesehen, die im Wiegetritt den Berg hochfahren.
Schaltungen mit breitem Übersetzungsbereich sind im Unterbewußtsen noch nicht
gespeichert. Selbst den Rennfahrern der "Tour" war aufgefallen, daß
Indurain wenn irgend möglich im Sitzen die Berge hochstürmte (weil der
Energieverbrauch dabei geringer ist).
Ein auf das Normalrad gut eingefahrener Radler braucht
ca. 6 Wochen Umstellungszeit, um sich an die neue Art der Beanspruchung zu
gewöhnen.
Beim Liegerad werden andere Muskeln beansprucht, deshalb
ist vor einer Gewalttour eine mehrwöchige Umgewöhnung ratsam.
Ein Wiegetritt ist natürlich nicht möglich, eine
Entlastung der Sitzfläche durch Aufstehen ist beim Liegerad auch nicht erforderlich! Als Liegeradbauer müssen
wir eigentlich sehr froh sein, daß bei uns kein Wiegetritt möglich ist, denn
dadurch wird die Beanspruchung des Rahmens übersichtlicher und deutlich
niedriger!
Ziehen am Lenker bringt beim Liegerad übrigens nur einen
unnötigen Energieverbrauch, weil die Reaktionskraft völlig
"kostenlos" von der Lehne aufgebracht wird, es ist aber sehr schwer, die in Jahrzehnten auf
Normalrädern erworbenen Reflexe abzulegen.
Ab einer Tretlagerhöhe von etwa 400mm besteht in Kurven
keine Gefahr mehr, mit den Pedalen, bezw. Fersen aufzusetzen.
Zur Lehnenneigung: Je flacher die Lehne
desto
gewöhnungsbedürftiger die Fahreigenschaften
desto
schlechter die Übersicht
desto
schwieriger das Umdrehen
desto
niedriger i. A. der Luftwiderstand
desto
bequemer die Haltung auf Touren (in Grenzen)
Zur Sitzhöhe: je tiefer der Sitz
desto
geringer die Fallhöhe bei Stürzen
desto
schlechter die Übersicht
desto
gewöhnungsbedürftiger die Fahreigenschaften
desto
niedriger i. A. der Luftwiderstand
desto
leichter lassen sich Verkleidungen anbauen
desto
leichter wird man selbst übersehen
desto
schneller kann man nach Eingewöhnung einem Hindernis ausweichen
Ich persönlich bevorzugte für den Alltag lange eine
Sitzhöhe von 600 - 650mm. Damit kann ich im Stadtverkehr bei steiler Lehne mit
einem leichten Anheben des Kopfes über die meisten Autos wegschauen.
Im Sport tauchen immer mehr Tieflieger mit einer Sitzhöhe von 150- 300mm auf. Dies hat vor allem
aerodynamische Gründe. Ich bin früher auch davon ausgegangen, daß es für
niedrigen Luftwiderstand vor allem darauf ankommt, den Fahrer in eine möglichst
gestreckte Lage zu bringen, ob dann von den schmalen Reifen ein paar cm mehr
oder weniger unten herausschauen ist nicht so wichtig. Bei Lichte besehen
kommen aber durch Nabe, Speichen, Zahnkranz, Schaltwerk, Gabel und Rahmen doch
einige zusätzliche Quadratzentimeter zusammen(die durch ihre zerklüftete
Bauweise auch die Luft noch besonders stark verwirbeln.), die beim Tieflieger
zumindest teilweise im Profil des Fahrers verschwinden.
Tieflieger empfinde ich immer noch als faszinierende
Geräte, im Laufe der Zeit habe ich (und andere Leute)
abergemerkt, daß der Geschwindigkeitsvorteil
kleiner als gedacht ist. Ich habe mal Liegeradhersteller nach dem
Geschwindigkeitsunterschied zwischen einem Tieflieger und einem normalen
Kurzlieger gefragt. Sergio Gomez (ZOX) meinte, ein km/h, Uwe Mischner (Flux ) sagte, ein bis zwei km/h. Für Rennen reicht das zwar
für eine deutliche Überlegenheit, für den Alltag ist dieser Vorteil gegen die
Nachteile abzuwägen, vor allem schlechtere Übersicht, schwererer Rahmen und
schwierigerer Antrieb u- U.mit mehreren Umlenkungen.
Bei zu hoch liegendem Tretlager muß auch der Lenker so
hoch sein, daß die Hände die Stirnfläche schon wieder vergrößern.
Ein nicht zu verachtender Vorteil der Tieflieger ist die
niedrige Fallhöhe bei Stürzen. Dies war für mich der Grund, wieder zum Tieflieger
zurück zu kehren.
Sitzbauarten
Ehe man sich für einen bestimmten Sitz entscheidet,
sollte man sich im klaren sein, daß an den Sitz je nach Einsatzzweck und persönlichen
Vorstellungen sehr unterschiedliche Anforderungen zu stellen sind. Beim
Radrennfahrer z. B. dient der Sitz fast nur zur Führung, außerdem soll er beim
Treten auf keinen Fall stören, der Sitzkomfort spielt praktisch keine Rolle, da
Sportler bewußt lernen, Schmerzen und Unbequemlichkeiten nicht zur Kenntnis zu
nehmen. Außerdem wird ohnehin der größte Teil des Körpergewichts von den Beinen
(und Armen) getragen.
Ein
guter Liegeradsitz soll
O den
Körper möglichst großflächig unterstützen
O
in seiner Form dem menschlichen Körper, insbesondere der Wirbelsäule angepaßt
sein
O Die
Abführung von Körperwärme und Schweiß möglichst wenig behindern
O Die
Tretreaktionskräfte gut aufnehmen, d. h. beim Treten möglichst wenig nachgeben
O seitlich
gut führen
O zum
Ausgleich von Bodenunebenheiten elastisch sein (vor allem bei fehlender
Federung
O möglichst
leicht sein
O beim
auf- und absteigen wenig hindern
O das
Umdrehen wenig erschweren
O unterschiedliche
Sitzpositionen ermöglichen
O ansprechend
aussehen
O preiswert
herzustellen sein
Wie meist in der Technik, widersprechen sich diese
Forderungen teilweise. Man kann also nur versuchen, sich ihnen anzunähern bezw.
persönliche Prioritäten setzen. Grundsätzlich bin ich der Meinung, daß jeder
cm, der an der Sitzbreite gegenüber dem, was sich darauf befindet, fehlt, einen
Verlust an Fahrkomfort bedeutet.
Meist wird eine aus optischen und Gewichtsgründen nur ca.
23 cm breite GFK - Schale (GFK =
glasfaserverstärkter Kunststoff) mit einer dem Körper angepaßten Form und 2 an
der Unterseite zur Verstärkung anlaminierten Rippen verwendet. Darauf kommt
eine Polsterung aus Filz, Schaumstoff oder noch besser eine 3cm dicke Lage aus
Latex/Kokosfaser. Dieser Sitz ist sehr elegant und leicht (250 bis 1100g) und
ermöglicht bei Untenlenkung einen schmalen Lenker und damit eine kleine
Stirnfläche. Nicht alle Menschen finden ihn auf Dauer bequem, weil die Form
nicht für jede Anatomie paßt und die Schale sich im Gegensatz zu einer
Bespannung nicht anpaßt. Ich selbst
finde vor allem die fehlende Wasserdampfdurchlässigkeit nachteilig.
Darüberhinaus habe ich bei meinen Schalensitzen im Schulterbereich eine
Verbreiterung um ca 12cm angebracht und die unappetitliche Kante im Nacken
durch eine anlaminierte elastische Rundung entschärft. Bei einer Lehnenneigung
um 45 Grad entstand bei mir der Wunsch nach einer Kopfstütze. Es scheint
günstig zu sein, den Radius im Schulterbereich ziemlich groß zu wählen.
Insgesamt ziehe ich "Gartenstuhlsitze"
vor, Rahmen aus Stahlrohr 22 x 1 oder Alurohr 22 x 1,5, mit
"Fliegengitter" bespannt, einem besonders durchlässigen Stoff. Meine Sitze bespanne ich meist mit
Rolladengurt, 15 mm breit oder besser
mit Rucksackgurt, schwarz (da sieht man den Dreck nicht, außerdem nimmt er
weniger Wasser auf und muß seltener nachgespannt werden), 20 mm breit. Beide
müssen am Anfang allerdings ein paar mal nachgespannt
werden. Ein Ende des Gurts verbinde ich entweder mit einem Gummiring oder mit
einer Rucksackschnalle mit dem Rahmen. Wenn der Sitz auch von Frauen benutzt
werden soll, die im allgemeinen ein breiteres Becken
haben, baue ich den Sitz 430 mm breit, wenn seitliche Streben zur
Lehnenabstützung vorhanden sind, u. U noch 10 - 30 mm breiter. Wem es auf gute
Aerodynamik ankommt, kann bei wenig Komfortverlust bis auf etwa 370 mm (außen
gemessen) heruntergehen.
In der vornehmsten Ausführung ist die Lehnenneigung
einstellbar, am besten in Fahrt, wie beim Liegetandem von Peter Lis, dann kann
man über Land flach fahren für guten Luftwiderstand und in der Stadt steil für
gute Übersicht. Der Rahmensitz hat im Alltag noch den Vorteil, daß man
Einkaufstaschen über die Lehnenholme hängen kann. Im Winter fädle ich ein 25cm breites Stück Isomatte zwischen die
Gurte ein, dessen oberes Ende beim Verlassen nach unten gebogen wird und so
einen trockenen Sitz garantiert.
Wichtig: Die vordere Querstrebe muß die ganzen Längskräfte
aufnehmen., die durch den Druck auf die Lehne verursacht
werden. Dadurch ist die Lötverbindung zwischen Sitzholm und Querstrebe hoch
beansprucht. Deshalb die Querstrebe so wenig wie möglich kröpfen (dadurch wird
der Hebelarm kleiner) oder/und eine zusätzliche kleine Strebe einsetzen.
(Bauplan im Anhang)
Diagonalstreben zur Entlastung der Schweißstellen
zwischen Holmen und Querstrebe
Einen
aufwändigen Sitz mit längs gespanntem
Stoff (muß von bester Qualität sein)
hat Christian Kuhtz gebaut (s. Heft Chopperfahrräder)
Flux-Räder haben einen Sitz aus kräftig durchlöchertem Schichtholz, zwar 1500 g schwer aber
umweltfreundlich und unverwüstlich.
Klemens Bucher aus Berlin baute einen Sitz aus
wärmeleitfähigem 3mm Alublech, in fünfstündiger Arbeit zum
Schweizerkäs verwandelt.
Jouta experimentierte mit einem Sitz, der nur aus längs
verlaufenden gepolsterten Rohren besteht, für Wasserdampfabtransport sicher
günstig, wie komfortabel sich das anfühlt, ist mir nicht bekannt.
Zillnerdesign stellte auf der Eurobike 94 einen Sitz vor,
der aus einer stark konkaven Schale besteht, an deren Vorderseite
Kunststoffdrähte gespannt sind. Das könnte auch eine Lösung für das Frieren am
Rücken im Winter bei den bisherigen Sitzen sein. Einen interessanten
Schalensitz aus Alu hat Radius für die Hornet entwickelt, die obere Neigung ist
verstellbar und die Rückenstütze ist in Höhe und Vorwölbung verstellbar.
Ähnlich ist der Sitz von HP –Velotechnik gestaltet.
ATL verwendet einen gepolsterten Sitz, bei dem leichtes
Auf- und Absteigen und wenig behindertes Umdrehen im Vordergrund steht. Große
Menschen können damit sogar, wie beim Normalrad durch Schwenken des Beins über
die Lehne aufsteigen.
Achim Nöll teilt bei seinen Kurzliegern die Lehne, das Oberteil
mit Kopfstütze läßt sich in der Höhe verstellen und damit unterschiedlichen
Körpergrößen anpassen.
Ein nur 1150 g wiegender Sitz aus Alurohr, mit
"Fliegengitter" bespannt und guter Form wurde beim Tanaro verwendet.
Eine Auflage aus Holzperlen
oder Böschungsmatte (wird z. B. bei
der Anlage von Teichen verwendet) verbessert
bei Schalensitzen die Belüftung etwas.
Zur Lagerung von Sitzen am Rahmen eignen sich sehr gut
geteilte Kunststoffschellen, wie sie für dicke Hydraulikleitungem üblich sind.
Lenkgeometrie
Ein gutes
Lenkverhalten zu erreichen, gehört zu den höheren Künsten im Liegeradbau. Die Meinungen, was darunter zu
verstehen ist gehen schon mal auseinander. M. E. gehört dazu:
O Gute Spurstabilität, auch beim Bremsen und Beschleunigen
O angenehmes
Eigenlenkverhalten (Reaktion auf Neigen des Fahrzeugs durch
Gewichtsverlagerung)
O niedrige, aber spürbare Lenkkräfte
O keine Neigung zum Aufschaukeln, vor allem bei höheren
Geschwindigkeiten
Ich persönlich strebe z. B. eine möglichst hohe Spurstabilität an und finde es
angenehm, wenn das Rad auf Neigen in die Kurve durch leichtes Einlenken
reagiert. Hohe Lenkkräfte stören mich kaum. Als gute Ausgangsposition für
Liegeräder haben sich etwa 75 Grad Steuerwinkel und 50 mm Nachlauf bewährt. Das Lenken eines
Fahrrads ist aber ein so komplizierter Vorgang, daß eine geschlossene mathematische Darstellung bis jetzt immer noch nicht
gelungen ist und folglich bis jetzt auch kein schlüssiges
"Patentrezept" für optimale Lenkeigenschaften entwickelt werden konnte.
Der Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, dass der
Fahrer zwei ganz verschiedene Verfahren benutzt, die sich allmählich
überlagern.
-beim
ganz langsamen Fahren
wenn der Fahrer samt Fahrzeug
nach rechts zu fallen droht, schlägt er das Vorderrad nach rechts ein und
bringt dadurch den Schwerpunkt wieder über die Unterstützungslinie zwischen den
Aufstandspunkten von Vorder- und Hinterrad
-beim schnelleren Fahren wird die Kreiselkraft des Vorderrads benutzt.
Wenn auf die Achse eines Kreisels eine Kraft ausgeübt wird, weicht die Achse
senkrecht dazu aus. Wenn der Fahrer eine Rechtskurve
fahren will, zieht er links am
Lenker, der Kreisel Vorderrad weicht senkrecht dazu aus und legt das Fahrrad
nach rechts in die Kurve. Außerdem wirkt durch die angefangene Linkskurve
wahrscheinlich eine Fliehkraft, welche das Fahrzeug ebenfalls nach rechts
neigt.
Prof. Falk Ries
von der Uni Oldenburg hat mit seinem Team immerhin mit gewissen Vereinfachungen
eine näherungsweise mathematische
Funktion gefunden, die z. B. gewisse Vorhersagen erlaubt, wie man einen
Hecklenker fahrbar machen könnte.
Im übrigen zeigt meine
Erfahrung, dass der Mensch sich an fast alles gewöhnen kann. Ein englischen
Forscher hat mal versucht, ein unfahrbares
Fahrrad zu bauen, z. B. einen Einspurer, bei dem ein
Einschlag nach rechts das Vorderrad nach links schwenken ließ. Oder ein Rad
ohne jede Kreiselkräfte, das Vorderrad war durch eine Kufe mit vielen kleinen
Rollen ersetzt; nach genügend Üben erwiesen sich alle Räder doch als fahrbar.
Die Lenkeigenschaften
eines Fahrrads werden nach meinem Eindruck von folgenden Faktoren positiv beeinflußt
O großer Raddurchmesser
O hohes Trägheitsmoment des Rads d. h. .
schwerer Reifen und schwere
Felge
O niedriger Reifendruck (höhere Dämpfung)
O große Reifenbreite
O Steuerwinkel zwischen 70 und 80 Grad
O Nachlauf zwischen 40 und 65 mm
O langer Radstand
O hoher Schwerpunkt
O niedriges Trägheitsmoment um die Lenkachse
O dosierter Lenkwiderstand (mechanische oder hydraulische
Reibung)
Mein K5/K6 fährt sich z. B. mit 72 Grad, 65 mm Nachlauf
und 47 mm breitem Vorderreifen sehr angenehm. Das Flux 200 hat z. B. 61 Grad
und 38 mm Nachlauf. Das Flevo hat. 45 und 100 mm Nachlauf
Die wichtigsten Einflussfaktoren sind Steuerwinkel
und Nachlauf.
Um bei einem bestimmten Gabelwinkel einen gewünschten
Nachlauf zu erhalten, muß die Gabel meist gebogen sein. Bei etwa 82 Grad
Gabelwinkel erhält man aber bereits mit einer völlig geraden Gabel einen
Nachlauf von etwa 30 mm. Ein größerer Nachlauf wäre nur mit einer nach hinten
gebogenen Gabel möglich. Je flacher der
Steuerwinkel ist, desto mehr muß die Gabel vorgebogen werden um eine bestimmten
Nachlauf zu erhalten.
Die Verbiegung der Gabel, d. h. das Maß, um das die
Radachse von der Lenkachse entfernt ist, wird als Gabelversatz
bezeichnet.
Der Gabelversatz d errechnet sich nach folgender Formel
d = cos *(R s* tan )
Dabei bedeuten
Gabelwinkel R Radradius s Nachlauf
Bei 72 Grad Gabelwinkel meines Kurzliegers K 5 ergibt
meine Schwinge einen Nachlauf von 60 mm
und sehr angenehme Fahreigenschaften. Die Ballistic erreicht bei diesem
Steuerwinkel einen Nachlauf von 38 mm und ist eine Spur nervöser. Ein Nachlauf
von 60 mm wäre mit ihr bei einem Steuerwinkel von 67,5 Grad gegeben.
Gabelwinkel Nachlauf Versatz d
63 40 80
82 35 0
60 45 105
75 45 16
Bei Versuchen an der Uni Oldenburg konnte man ein Normalfahrrad mit kleinem Elektromotor
dazu bringen, nach dem Anschieben nach einigen wilden Schlenkerbewegungen
beliebig lange ohne Fahrer im Kreis
zu fahren, mit einem Liegerad gelang das nicht, d. h. bedingt durch niedrigen
Schwerpunkt und kleine Räder ist das Liegerad prinzipiell in dieser Hinsicht
benachteiligt.(Es ist leichter, einen Besenstiel zu balancieren, als einen
Bleistift)
Durch das Zusammenwirken der vielen oben
aufgelisteten Faktoren kann es unter
bestimmten Umständen dazu kommen, daß auch ein Fahrrad mit ganz anderen Daten
als den oben genannten, sich recht gut fahren läßt..
Eine sehr interessante Geschichte hat Stefan Gloger im
Rahmen seiner Promotionsarbeit entwickelt, die sogenannte gespiegelte Geometrie. Er hat
an seiner Desira mit nach vorn geneigter Gabel, d. h Steuerwinkel bis 115 gute Erfahrungen gemacht.
Inzwischen ist er bei einem Steuerewinkel von 95 und einem Nachlauf von 40 mm
angelangt. Vorteile dieser Anordnung sind eine deutlich verbesserte
Geradeausstabilität, außerdem berühren die Füße erst bei deutlich stärkerem
Lenkeinschlag das Vorderrad, ein Nachteil liegt in höheren Lenkkräften. Bei
nach hinten geneigter Gabel wirkt das Gewicht des Fahrrads destabilisierend,
weil es bei eingeschlagener Lenkung diese noch stärker einschlagen möchte.
Dieser Einfluß muß durch den Nachlauf ausgeglichen werden. Bei nach vorn
geneigter Gabel stabilisiert das Gewicht die Lenkung noch zusätzlich. Bei
weiteren Versuchen in dieser Richtung sind sicher noch einige Überraschungen zu
erwarten. Vielleicht haben Normalfahrräder nur deshalb eine nach vorn geneigte
Gabel, damit der Fahrer den Lenker überhaupt erreicht. Ich selbst habe einen
Tieflieger mit 400 mm Vorderrad, 103 Grad Steuerwinkel und 43 mm Nachlauf dazu
gebracht, daß man ab ca. 15 km/h problemlos damit freihändig fahren kann. Die
beschriebene Anordnung ist von Stefan inzwischen zum Patent angemeldet.
Das Versuchsfahrzeug Multilab der Uni Darmstadt mit einem
Steuerwinkel von 105 Grad.
Der beim Einfedern sich verändernde Steuerwinkel stört
nach Auskunft von Stefan Gloger beim Fahren nicht.
Das Fahrzeug wurde von mehreren erfahrenen und unerfahrenen Personen mit den unten angegebenen
Konfigurationen getestet. Alle kamen mit der gespiegelten Geometrie besser
zurecht.
Steuerwinkel |
90 |
95 |
100 |
91 |
91 |
91 |
80 |
85 |
85 |
Nachlauf |
41 |
41 |
41 |
89 |
59 |
34 |
89 |
41 |
86 |
Angaben nach VDI Fortschrittbericht 263, Dipl.-Ing.
Stefan Gloger, Entwicklung muskelkraftbetriebener Leichtfahrzeuge
Bei sehr steiler Gabel (85 Grad) kann zu großer Nachlauf
bei hohen Geschwindigkeiten u. U. zu Instabilität führen. Sehr schnelle HPV
werden irgendwann vielleicht hydraulische Lenkungsdämpfer wie schnelle
Motorräder haben.
Beim Langlieger mit direkter Lenkung sollte man den
Steuerwinkel auf ca. 65 Grad zurücknehmen, damit der Lenker nicht zu elastisch
wird und zu sehr nach der Seite ausschlägt.
Systematische Versuche
Zwei mal
habe ich versucht, das Kapitel Lenkgeometrie etwas systematischer an zu gehen.
Zuerst
baute ich den „Vario“ (unten) Verstellbar sind
Sitzhöhe
Lehnenneigung
Steuerwinkel
Nachlauf
Lenkerhöhe
Abstand des Lenkers zum Sitz
Tretlagerhöhe
Abstand des Tretlagers zum Sitz
vielfach
verstellbares „Forschungsliegerad“ Vario
Der
nächste Versuch war das K9. hier war der Steuerkopf in der Neigung
verstellbar.Der Steuerkopf ist um den weißen Punkt unter dem Kettenrohr drehbar
gelagert und wird durch einen nicht sichtbaren Drehknebel auf der anderen Seite
in der Mitte zwischen den Kettenschutzrohren festgeklemmt. Der Nachlauf war durch Verschieben des Rads im Ausfallende verstellbar
K 9 mit verstellbarem
Steuerwinkel u. Nachlauf
Verschiedene
Steuerwinkel kann man übrigens bei gefederten Liegern relativ leicht ausprobieren, in dem man die
Schwinge mehr oder weniger steil anstellt. Man ersetzt das Federbein durch
unterschiedlich lange Flacheisen mit 2 Bohrungen am Ende .U. U. muß man für die
Kette eine provisorische Umlenkung bauen, .außerdem wird immer Steuerwinkel und
Nachlauf zugleich verändert.
Man kann
aber auch die Ausfallenden provisorisch durch
wagrechte Laschen verlängern und damit den Nachlauf verändern
Provisorische
Nachlaufveränderung
Beide
Versuche habe ich nach einer Weile wieder aufgegeben. Wenn man es konsequent
machen will, ist es außerordentlich zeitraubend. Außerdem braucht man ein sehr
gutes Gedächtnis („wie fühlte sich jetzt wieder Version 27 an“)
Lenkerposition
Direkte
Lenkung
+absolut zuverlässig
+praktisch wartungsfrei
+geringes Gewicht
+preiswert herzustellen
bei Lenker oben
+ bei schmalem Lenker
kleinste Stirnfläche
+Spiegel und
Kartentasche leicht anzubringen
+bei Abrutschen vom
Pedal mehr Halt
+leicht zu schieben
+ kein Schwitzen unter den
Achseln
- durch große
Vorbaulänge elastisch und bruchgefährdet
- beim Langen flacher
Gabelwinkel mit etwas ungünstigeren
Fahreigenschaften oder ungewohnte Lenkerbewegung (Schwenken nach der Seite)
- bei schnellen Abfahrten im Gebirge hatte ich den
Eindruck, daß ich bei unbeabsichtigten
Bewegungen, z. B. bei
Straßenunebenheiten, mehr Unruhe ins Fahrwerk bringe, als beim Untenlenker
- zusätzliche
Verletzungsgefahr beim Aufprall
- behindert das
Freikommen vom Fahrzeug beim Sturz
Um Kollisionen mit den Knien zu vermeiden, kann beim
Kurzen der Lenker entweder sehr hoch liegen, z. B. Ross, oder seitlich herunter
gezogen sein, z. B. Lightning, oder von vorn "um die Beine
herumgewunden" sein, z. B. Flux und Toxy, oder als kurz vor die Brust
schwenkbarer "Steuerknüppel" wie beim Flevo Easy Rider, (gibt
allerdings ein etwas ungewohntes Schwenken des Lenkers nach der Seite) Beim
Counterpoint Presto ist der Lenker zum Aufsteigen und als nachgibige Stelle
beim Aufprall nach vorn abkippbar mit einem Anschlag nach hinten. Beim Fahren
fiel mir auf, daß man offensichtlich gewöhnt ist, ständig leicht am Lenker zu
ziehen, denn man bemerkt die Nachgibigkeit nach vorn gar nicht.
bei
Lenker unten (beim Langlieger nicht möglich)
+ sehr bequeme Armhaltung, besonders beim Hornlenker, d.
.h bei nach oben gebogenen Lenkerenden.,
der Winkel zwischen Griff und Unterarm
sollte etwa 75Grad betragen. Ein Flachlenker kann dafür stärker unter den
Sitz schwenken
- Gefahr des Verbiegens beim Sturz.
-
Festlegung der Sitzposition durch Lenker
ziemlich weit vorn,
- durch die seitlich liegenden Arme
bis zu 12% größere Stirnfläche
Indirekte Lenkung
+völlige Freiheit in der Anordnung
des Lenkers
+Möglichkeit, die Lenkübersetzung zu
verändern
bei Lenker unten
- Gefahr des Verbiegens beim Sturz.
- bei Teilverkleidung ist es sehr
viel schwieriger, die Arme vor Regen zu schützen
bei
Lenker oben (beim Kurzen meist nicht sinnvoll)
+bei schmalem Lenker kleinste
Stirnfläche
+Spiegel und Kartentasche leicht anzubringen
+bei Abrutschen vom Pedal mehr Halt
+leicht zu schieben
Als
Übertragungselement kann verwendet werden:
O eine Stange
O 2 Stangen
O 2 Seile
O ein über 2 Rollen laufendes Seil
O eine
über 2 Ritzel laufende Kette (ermöglicht z. B. bei meinem Tieflieger Delphin
eine sehr schmale Vorderpartie und 90
Grad Lenkeinschlag)
O ein Kardangelenk am Steuerkopf und anschließenden schrägen
"Vorbau" (gibt auch wieder etwas ungewohnte Lenkerbewegungen)
Als
Lager für das Lenkgestänge verwende ich meist Glycodurbüchsen, die verlangen
parallele Lage der Lagerstellen, sonst sind Kugelköpfe notwendig. Den Lenker
selbst lagere ich entweder auf einem 30mm langen, "umgedrehten
Steuerkopf" oder auch in Glycodur, die untere mit Bund
Das Lenkerlager stütze ich wenn irgend möglich nochmals ab (2 - Punkt - Lagerung), besonders
wichtig beim Dreirad, weil man sich in Kurven intuitiv auf dem Lenker abstützt, aber auch beim
Zweirad bekommt das Lager, z. B. beim Sturz eine ziemliche Belastung.
Hinweis: Bei indirekter Lenkung ist es
wichtig, daß der Drehpunkt für die Lenk- stange von der Seite gesehen auf Höhe
der Lenkerdrehachse liegt, sonst hat man unterschiedlichen Lenkeinschlag links
und rechts. Wenn sich das nicht vermeiden läßt, ist es nach meiner Erfahrung
wichtiger, nach links einen größeren Einschlag zu haben, weil man bei unserem
Rechtsverkehr meist mit einer Linkskurve wendet.
Das vordere Gelenk löte ich manchmal nicht direkt an die
Gabel, sondern setze es auf eine verschraubte Schelle. Man braucht dann an der
Gabel selbst nicht löten.
Verschraubtes
Gelenk
Drehpunkt
auf Höhe der Lenkerdrehachse
Die indirekte Lenkung bietet die Möglichkeit, die
Lenkübersetzung zu verändern, um z. B. für einen bestimmten Radeinschlag einen
kleineren Lenkereinschlag zu erhalten. Ich persönlich baue meist eine
Lenkübersetzung zwischen 1,3 und 1,5. Je weiter die Gelenke vom Steuerkopf
bezw. vom Lenkerlager entfernt sind, um so geringer
ist die Beanspruchung der ganzen Lenkung. Irgendwann kommt man dann
natürlich beim Langen mit der Tretkurbel
in Konflikt Man sollte versuchen, 60 Einschlag nach beiden Seiten zu
verwirklichen, die Hornet von Radius hat nach links sogar 75, äußerst angenehm beim
Rangieren. Viele Liegeräder haben einen
beim Rangieren lästig kleinen Lenkeinschlag.
Hinweis: Bei der indirekten Lenkung
kommen bei angebautem Lowrider und schnellen Ausweichmannövern hohe Kräfte auf
Lenkgestänge und Gelenke.
Lenkerform
Am bequemsten finde ich (beim Untenlenker) den Hornlenker. (Z. B. auch mit
MB-"Hörnchen" zu bauen). Die Griffe sollen zum Unterarm etwa in einem
Winkel von 75 stehen. Das kann man dadurch
nachprüfen, dass man 2 Rohrstücke in die Hände nimmt, und ganz entspannt etwa
an die Stelle hält, an welcher der Lenker ist. Eine kleinere Stirnfläche
bekommt man mit einem etwa geraden Lenker, der auch weiter unter den Sitz
geschwenkt werden kann, wobei die Griffe auch wieder einen Winkel von 75 mit den Unterarmen bilden. Mit
diesem Lenker können Verkleidungen etwa 100 mm schmaler bauen. Ich baue ihn etwa 600 mm breit für gute
Beherrschbarkeit des Rads. Bei Gegenwind kann man dann mit den Händen noch ein
Stück nach innen rutschen
Lenkeranbringung
Für die
Anbringung des Lenkers gibt es folgende Möglichkeiten
beim Kurzen mit Untenlenkung:
O Der
Lenker sitzt in einem umgedrehten Vorbau unter dem Sitz aber über dem Rahmen
(Achtung! BMX - Gabeln haben einen Innendurchmesser von 21 mm!)
O Zwei einzelnen Lenkerhälften werden mit
Schellen an den Gabelholmen befestigt.
O Am
Gabeljoch wird eine abgesägte Schelle von einem alten Stahlvorbau so angelötet,
daß die Klemmschraube durch die Bohrung
am Gabeljoch gehen kann.
O An das Gabeljoch wird ein Rohrstutzen
mit Klemmröhrchen angelötet Der Lenker trägt ebenfalls einen kurzen
Rohrstutzen, der in den Stutzen an der Gabel paßt. (Z. B. Ober- und Unterrohr
eines alten Rahmens). Dadurch kann sich der Lenker beim Sturz wegdrehen und
verbiegt sich nicht so leicht. Diese gute Lösung habe ich zuerst bei Flux
-Rädern gesehen. Man kann den
Lenker auch dicht unterhalb des
Gartenstuhl-Sitzes anordnen, sodaß er sich beim Sturz am Sitz abstützt
Bei Obenlenkung Um nicht mit den Knien
anzustoßen braucht man einen ziemlich langen Vorbau dessen Elastizität mich
etwas stört. Beim Langlieger habe ich ein paar Mal eine Versteifung nach
nebenstehender Skizze gebaut. Inzwischen verwende ich meist einen
Vorbau mit 25 mm Innendurchmeser, der auf das überstehende Gabelschaftende
geklemmt wird. Man braucht deshalb eine Gabel mit ziemlich langem Schaft. Vorbau mit Gelenk Bei
meinem Kurzlieger K9 habe ich den Vorbau durch ein Gelenk mit Schnellspanner
unterbrochen. Dadurch kann sich jeder seine individuelle Lenkerposition
einstellen und bei einem eventuellen Aufprall gibt der Lenker nach vorn nach.
Vor allem Anfänger ziehen immer wieder (unnötigerweise) aus alter Gewohnheit
unbewußt am Lenker und sind bei nicht ausreichend
geklemmten Vorbau durch dessen Nachgeben irritiert. Deshalb habe ich
das Gelenk durch einen Stellschraube ergänzt, welche den Weg nach hinten
begrenzt. Als Gelenk läßt sich auch gut ein alter Alu-Vorbau verwenden. |
|
Besondere Lenkungen
Ab und
zu tauchen Versuche mit Hecklenkungen
auf. Es erfordert allerdings viel Erfahrung und Geduld, ein solches Rad
"hinzukriegen", ein Beispiel war das
Kalle 3
+ unübertreffliche Kompaktheit
+ niedriges Gewicht
- recht gewöhnungsbedürftige
Fahreigenschaften
-bei starkem Bremsen
Überschlag möglich
Knicklenkung
Beispiele sind das Flevo und das airbike von Staiger. Man
braucht deutlich länger als mit einem normalen Liegerad um sich an die
ungewohnten Fahreigenschaften zu gewöhnen, kann dann aber mit diesen Geräten besonders entspannt
freihändig fahren.
Achsschenkellenkung
Hier ist
mir nur der DIMA - Lieger bekannt. Der Steuerkopf liegt sozusagen neben der
Achse.
Schwenklenker,
Auf
einem großen Parkplatz hatte ich mal gesehen, wie Jungen Modellmotorräder mit
E- Motoren fahren ließen. Die schoben die Räder einfach mit der Hand an und
steuerten sie dann über Funk. Das schien mir äußerst interessant, Einspurer,
die ohne Fahrer fuhren. Ich stellte dann fest, dass diese Räder eine Gabel
hatten, die sich nicht um einen Steuerkopf drehte, sondern um eine Achse, die
etwa parallel zum Boden liegt.
Also
baute ich das Rad oben. (enthält leider schlecht retuschierte Kratzer) An die
Gabel ist ein Gabelrohr etwa senkrecht angelötet, das sich in einem in den
Rahmen gelöteten Rohr dreht. Wenn so etwas sogar ohne Fahrer funktioniert, so
müsste das mit Fahrer doch noch besser gehen. Trotz viel Geduld, mit der auch schon Heck- und Knicklenker nach einigen Tagen einigermaßen da hin
fuhren, wohin ich wollte, hier klappte das einfach nicht. Erst viel später
gelang es einer begabten Jongleurin, auf einem Parkplatz einen Kreis mit etwa
100 m Durchmesser zu fahren. Vielleicht ist die eigenstabile Geschwindigkeit
viel höher, als sie ein Mensch fahren kann.
Anpassung an verschiedene
Körpergrößen
Carl Georg Rasmusen hat Leitra - Testfahrer vermessen und
in einem Diagramm dargestellt, wie stark das Verhältnis Körper und Beinlänge
variieren kann.
Körperlänge
Verteilung von Körper- und Beinlänge bei Leitra-Testfahrern
Dies
unterstreicht die Wichtigkeit einer individuellen Anpassung, die leider bei den
meisten Liegerädern sehr viel umständlicher ist als bei einem Normalrad (mit
Sattel - Schnellspannbolzen) Hier wäre eine Verbesserung dringend nötig, denn
wer hat keinen Menschen mit völlig anderen Körpermaßen in seiner
Bekanntschaft, den er nicht gern mal eben für eine Probefahrt draufsetzen
möchte?
Auch wer sein Liegerad nur für sich allein baut, sollte
ca 5 cm Verstellweg vorsehen, denn es ist schwierig die genaue Länge
vorherzusehen, z. B. auch die Nachgibigkeit einer Sitzbespannung richtig
einzuschätzen. Die Sitzlänge für ein allgemein brauchbares Liegerad sollte
zwischen
80 und 100 cm verstellbar sein. Bei einem Serienfahrzeug
ist es meist sinnvoller 2 bis 4 Rahmengrößen herzustellen und nur eine
Verstellung um 5 cm vorzusehen, sonst fährt z. B. ein kleiner Mensch mit einem
unnötig langen Liegerad herum.
Beim Langlieger
gibt es für die Größenanpassung folgende
Möglichkeiten
-bei unter dem Sitz
liegenden Lenker
-Verstellung des Tretlagers, ziemlich aufwendig und
schwer, hat Rouland mal versucht
- Längsverstellung von Sitz und Lenker, etwas
fummelig, macht Radius, Pichler und Megarad
-Längsverstellung nur des Sitzes,
Dies habe ich bei meinem F5 versucht, bis etwa 10 cm Verstellung
kann man gut einen Kom- promiß für die Lenkerposition finden, man braucht also
das Lenkgestänge nicht zu verstellen. Ich habe dazu noch den Sitz auf Schienen
wie beim Auto gelagert und eine von Hand lösbare Arretierung vorgesehen, dann
ist eine Verstellung ohne Werkzeug möglich. Inzwischen habe ich bei mehreren
Rädern den Sitz auf 2 Rohren 20 x 1 längsverschiebbar gelagert, die hinteren
Gleitführungen am Sitz bestehen aus Schellen, die mit Sattelschnell- spannern
geklemmt werden, neigt allerdings gelegentlich zum „Haken“
Einfacher zu bauen ist eine Führung des Sitzes auf 2
Aluwinkelschienen, auf denen die Querstreben mit Schnellspannern festgeklemmt
werden.
bei oben liegendem Lenker
Verstellung des Sitzes,
Beim Kurzlieger
sieht es so aus
bei oben liegendem Lenker
-Verstellung des Sitzes, z. B.
Kingcycle, könnte ohne Werkzeug gemacht
werden
bei unten liegendem Lenker
-Längsverstellung des Tretlagers über ein Teleskop, die
am weitesten verbreitete Ausführung, z. B. Aeroprojekt. Radius, Streetmachine.
Bei größeren Verstellwegen muß die Kettenlänge geändert werden, ziemlich
umständlich. Für einen brauchbaren Verstellweg kann man dies durch einen
zusätzlichen Kettenspanner vermeiden, wie ihn Hase und AanthroTech
verbauen. Flux, verstellt auch beim
Kurzen den Sitz längs
Ich habe
auch schon die Sitzfläche 35 cm tief gebaut und nur die Lehnenanlenkung
verschoben. (Das geht nur beim Tieflieger, weil bei Leuten mit langen Beinen
die Sitzvorderkante im Stehen an die Oberschenkel drücken würde
Antrieb
Da beim Liegerad kein Wiegetritt möglich ist, muß die
Übersetzung so sein, daß alle vorkommenden Steigungen bewältigt werden können.
Vor allem bei Fahrten mit Gepäck in den Bergen finde ich eine Entfaltung (Weg
des Hinterrads bei einer Tretlagerumdrehung)
von 1,3 m durchaus als angenehm. Um in der Ebene auch mal schnell fahren
zu können, wäre eine Entfaltung von 8
m günstig. Diese Spannbreite von 1 : 6,1 schafft keine
normale Kettenschaltung, eine Nabenschaltung erst recht nicht, Die Sachs
Super 7 hat eine Spannbreite von 2,8, die Shimano 7 Gangnabe von 2,4. Sehr gut
schneidet hier die Rohloff mit 5,26 ab. Gängig sind derzeit Kettenblätter von
52 bis 28 Zähne und Ritzel zwischen 34 und 11. Das ergibt eine Spannweite von
5,7. Man muß sich also entscheiden was einem wichtiger ist.
Normal braucht man beim Liegerad eine ziemlich lange
Kette. Die wiegt 200 - 300g mehr, lebt dafür aber auch länger. Eine Kette wird
ja nicht dadurch länger (und unbrauchbar), daß sich die Laschen längen, sondern
dadurch, daß sich die Gelenke unter Last beim Auflaufen aufs Kettenrad und
Ablaufen vom Ritzel drehen müssen und dort verschleißen. Und gerade das
passiert dem einzelnen Glied bei einer langen Kette eben seltener.
Ich versuche, auch beim Kurzlieger um eine Umlenkrolle für den ziehenden Strang
der Kette herumzukommen, vor allem beim Tieflieger ist das aber oft nicht
möglich. (Eine Umlenkung im nichtziehenden Teil ist völlig unkritisch). Etwa die
gleiche Reibung und noch mehr Gewicht bringt eine Zwischenwelle.
Sie verhindert dafür das Schlackern der langen Kette und bringt mehr
Freiheit in der Wahl der Übersetzung. Bei kleinem Hinterrad ist sie eine gute
Möglichkeit, eine gute Entfaltung zu bekommen.. Bei
manchen Flux -Rädern wird per Umwerfer die hintere Kette geschaltet, bei Ostrad
per Schaltwerk die vordere. Umlenkrolle und Zwischenwelle haben den Nachteil,
daß die uneingeschränkte Nutzung aller Gänge eingeengt wird, weil der
Schräglauf der Kette größer ist.
Wieviel Reibung tritt bei Zwischenwelle oder Umlenkrolle
wohl auf? Die Reibungsverluste in einem Kettentrieb kommen, wie oben bereits
gesagt, hauptsächlich dadurch zustande, daß sich im ziehenden Strang jedes
Kettenglied beim Auflaufen aufs Kettenrad und beim Ablaufen vom Ritzel unter
Last drehen muß. Der Drehwinkel für das Glied hängt nicht vom Umlenkungswinkel,
sondern nur von der Kettenteilung und der Größe des Kettenrads bezw. des
Ritzels ab. Bei einer Umlenkrolle tritt die Reibung beim Auf- und Ablaufen auf
die Rolle auf, bei der Zwischenwelle beim Ablaufen der ersten Kette und beim
Auflaufen der zweiten Kette. Nach diesen Überlegungen dürfte der Wirkungsgrad von Umlenkrolle und
Zwischenwelle also gleich sein. Eine
rechnerische Abschätzung:
Für den Wirkungsgrad eines gut geschmierten Triebs mit Z1
= 52 und Z2 = 13 kann man 98% annehmen.
Die 2% Verluste verteilen sich etwa wie die Zähnezahlen, vorn also 0,4% und
hinten 1,6%. Wenn jetzt noch zwei Umlenkrollen
mit 26Z dazukommen, treten zusätzlich 4 Mal 0,8% Verluste auf, der
Gesamtwirkungsgrad fällt also auf 94,8%, schade, aber manchmal nicht zu ändern.
Gegenüber einer frei durchlaufenden Kette würde die Geschwindigkeit z. B. von
50 km/h auf 49 fallen, für den Alltag sicher verschmerzbar. Vom Wirkungsgrad
her wären also große Umlenkrollen, Zwischenwellenritzel, Kettenblätter und
Ritzel (und kleine Kettenteilungen) günstig, oder anders ausgedrückt: 2
Umlenkrollen mit 100 mm haben die gleiche Reibung wie
eine mit 50 mm. Nicht berücksichtigt ist dabei die Lagerreibung in Umlenkrollen
und Zwischenwellen. Bei Wälzlagern kann man mit einem Reibungsfaktor von 0,001
rechnen, wobei diese Reibung nur im Verhältnis Innendurchmesser des
Wälzlageraußenrings zu Durchmesser der
Umlenkrolle angreift, bei mir ca 1 : 3. Die
Lagerreibung ist bei der Umlenkrolle größer als bei der Zwischenwelle, in
beiden Fällen aber praktisch vernachlässigbar. Immerhin habe ich mir bei meinem
ersten Tieflieger bei Bergfahrten gelegentlich die Beine am Lagerbolzen der
Umlenkrolle verbrannt. Dort lief allerdings eine Polyamidrolle mit schlechter
Wärme- ableitung ohne Wälzlager direkt auf dem Bolzen. Nicht berücksichtigt ist
ferner die Reibung zwischen Kette und Kettenrad beim Ein- und Auslaufen der
Kette, über die mir keine Zahlen bekannt sind.
Eine Möglichkeit, auch bei kleinem Hinterrad große
Entfaltungen zu erhalten sind übergroße
Kettenblätter, die es von TA bis 68 , bei Flevo sogar bis 72 Zähne gibt,
die aber dem Umwerfer Probleme machen, weil die absolute Differenz an Zähnen auch
ansteigt. Die dritte Möglichkeit sind kleine Ritzel, z. B. 11 Zähne oder gar
9 Zähne von Moulton. Die zugehörige Kassettennabe gibt es inzwischen von
Shimano unter dem Namen Capreo. Kleine Ritzel verschleißen allerdings schneller
und haben einen schlechteren Wirkungsgrad.. Als
Zwischenwelle werden gern ihrer Sperrklinken beraubte Kassetten verwendet. Der
Kassettenkörper wird ausgeglüht, ausgedreht und auf Industrie - Kugellagern
gelagert. Für Versuchszwecke erspare ich mir das Ausglühen und lasse die
Kassette auf den vorhandenen Lagern laufen. Ich ordne dabei die Ritzel
möglichst zwischen den Lagern an. Sehr
gut eignet sich die Edco - Kassette.
Eine weitere Möglichkeit ist die Sachs 3x7 .
Die wiegt zwar 950 g, aber eine gute
Nabe, Umwerfer mit zugehörigem Stutzen und das Mehrgewicht eines
Dreifachkettenblatts bringen zusammen u. U. kaum 100 g weniger. Die 3x7 wird u.
a. mit einer (Shimano-kompatiblen) Kassette 32/11 verkauft. Das gibt eine
Gesamtspannweite von 4,24, mehr als manche 12 Gang-Schaltungen. Im
Normalbetrieb sollte man versuchen, im mittleren Gang der Nabenschaltung zu
fahren, weil dort der Wirkungsgrad etwa 98%, im Gegensatz zu 94,5 im
schnellsten und 95,5% im langsamsten Gang beträgt. (Diese Zahlen gelten nur für
eine bestimmte Übertragungsleistung, m. W. für 100 Watt, bei hohen Leistungen
wird der Wirkungsgrad besser, bei niedrigen schlechter) Ein großer Vorteil der
3x7 im Alltag ist die Möglichkeit, auch mal im Stand schalten zu können. Bei
unten liegendem Lenker halte ich den Umwerferstutzen bei Unfällen für eine
zusätzliche Gefährdung.
In einer Werkstattanweisung von Shimano habe ich zu
meinem Erstaunen gelesen, daß die Schaltbarkeit verbessert wird, wenn die
Hinterachse nicht auf Anschlag im Ausfallende liegt, sondern so weit wie
möglich vorn.
Im Infobull Nr. 81 wird über Messungen des Wirkungsgrads
von Naben- und Kettenschaltungen berichtet, die in der Zeitschrift „Fiets“,
Heft 8/97 erschienen. Danach fällt der Wirkungsgrad einer (neuen) Shimano LX
Kettenschaltung bei 100 Watt Belastung von 98,7 im kleinsten Gang auf 87,9 im
schnellsten Gang. Hauptursache sind sicher die kleinen Ritzel bis zu 11 Zähnen.
Der Wirkungsgrad der Sachs „Elan 12Gang“
hat ein Maximumm im 3. Gang mit 96,5
und fällt auf 87,7 im 12. Gang. Die Shimano 7 Gangnabe lag in den beiden
schnellsten Gängen über 90% und hatte im 3. Gang einen Ausreißer mit 75%. Nach
älteren Unterlagen liegt der Wirkungsgrad der Sachs 3G im 2. Gang bei knapp
96%. Noch nicht gemessen wurde leider bisher der Wirkungsgrad einer gebrauchten
und – wie üblich schlecht gepflegten Kettenschaltung
Ein
interessanter Artikel zu Wirkungsgraden findet sich auf der Homepage der Fa. Rohloff. (Eintrag v.
17. 1. 02) Der Inhalt ist etwa folgender
1
Der Radfahrer erzeugt ein über eine Umdrehung des Tretlagers 2
mal von einem Maximum bis fast auf Null fallendes Drehmomoment.
2
Es ist bisher üblich, für Wirkungsgradmesungen, das jeweils mittlere Drehmoment
einzusetzen.
3
Verschleißmessungen der Firma weisen daraufhin, daß für den Verschleiß nicht
das mittlere, sondern das maximale Drehmoment von Bedeutung ist
4
Rohloff geht davon aus, das diese Aussage auch für den
Wirkungsgrad gilt
5
dies bedeutet, daß man einen Antrieb mit 200 Watt messen sollte, wenn man einen Fahrer mit 100 Watt
Leistung simulieren will
6
Eine Messung mit einem neuem und einem 1000 km gelaufenen, aber sauberen und
geschmierten Kettentrieb (Shimano XT) zeigte, daß der Wirkungsgrad bis etwa 4,5
m Entfaltung zwischen 96 und 98 % lag,
dann um etwa 0,5% absackte, bei etwa 6 m das Maximum mit etwa 98,5% erreichte und
danach wieder etwas abfiel. Die gebrauchten Komponenten lagen selbst in diesem
guten Zustand bereits im Schnitt um ein Prozent niedriger als die neuen, die
Streubreite umfaßt auch die Meßungenauigkeit von etwa +/-0,5%
6
Die Rohloffnabe hatte nur die halbe Streubreite und fing bei etwa 95 –96% an,
und stieg dann mit einer relativ gleichmäßigen Zickzacklinie auf etwa 98 – 98 7
bei 6m um danach wieder sanft auf 97 -
98% zu fallen. Die Zahlen decken sich z. T. nicht mit den oben genannten.
Meine Zusammenfassung
In
praktisch neuen Zustand sind Kettenschaltung und Nabenschaltung im
Haupfahrbereich praktisch gleich, im üblichen Alltagszustand, der bereits nach einer Regenfahrt eintritt, ist die
Rohloffnabe im Wirkungsgrad
wahrscheinlich überlegen. Ich schätze, daß weniger als ein Promille der
Radfahrer die Kette so pflegt, daß der Neuzustand bezüglich Schmierung und
Abwesenheit von Schmutz einigermaßen erhalten bleibt
Eine andere Möglichkeit, den vorderen Umwerfer
wegzulassen, ist der Einbau eines
Tretlagers mit eingebauter Übersetzung
1: 2,5 durch Planetengetriebe, "Mountain Drive", von Florian Schlumpf, CH 7324 Vilters. Ein
Vorteil liegt darin, daß kein Schaltzug verlegt werden muß, weil das Getriebe
durch Druck mit der Fußinnenseite auf einen kleinen Knopf an der Achse geschaltet
wird. Es ist auch eine Ausführung mit einer Übersetzung 1: 1,6 ins Schnelle
erhältlich.
Vereinzelt wird auch Frontantrieb
gebaut. Das Tretlager schwenkt dabei mit (Flevo, und airbike)
Das Tretlager kann aber auch rahmenfest angeordnet sein.
Dann wird mit einer Kette zunächst eine rahmenfeste Zwischenwelle angetrieben,
(z. B. auch wieder eine fest gelagerte Kassette mit 2 Ritzeln, 2 Distanzringen
dazwischen um den beiden Ketten Platz zu lassen und einem Rohrstück als Ersatz
für die fehlenden Ritzel) von dort geht eine weitere Kette nach unten zum Vorderrad, die beim Einschlagen der
Lenkung verdreht wird. Das zugehörige Ritzel sollte beiderseitig
Kettenleitscheiben haben. (Kingcycle Wasp, mein Einfachlieger Klappo,
Bevobike). Moderne Schaltungsketten sind erstaunlich flexibel, deshalb
funktioniert das recht gut. Man muß darauf achten, das Ganze da vorn zwischen
den Knien möglichst schmal zu machen.
Beim Bevobike ist das Tretlager direkt über dem Vorderrad
angebaut, dadurch entfällt die vordere Kette.. Man
kann auch die vordere Kette nach links verlegen, dann braucht man eine
regelrechte Zwischenwelle mit beiderseitig fest angebrachten
Ritzel. Evtl. sollte man durch
einen Anschlag den Lenkeinschlag so begrenzen, daß das Vorderrad nicht die
Kette von der Zwischenwelle abwerfen kann.
An seine Grenzen kommt der Frontantrieb in den Bergen.
Beim Flevo z. B. ist ein Anfahren an Steigungen über 10% kaum mehr möglich.
Der Hauptnachteil
des Frontantriebs ist für mich, daß eine Federung sehr viel schwerer zu
verwirklichen ist.
Außerdem:
Es kommt bekanntlich vor, dass eine Kette von den Ritzeln abspringt. Ich habe
dabei auch schon erlebt, dass die Kette sich so geschickt verwurstelt, dass das
Rad blockiert wird. Dies ist natürlich beim Vorderrad ungleich dramatischer.
Man tut also gut daran, auf die Kettenführung jede nur denkbare Sorgfalt zu
verwenden.
Sogenannte Linearantriebe
mit pendelnden oder linear geführten Pedalen scheinen einem Tretlager nur dann
ebenbürtig oder gar eine Spur überlegen zu sein, wenn ein etwa sinusförmiger
Geschwindigkeitsverlauf erreicht wird, sie ermöglichen aber z. B. beim Kurzen
oder Dreirad eine flachere Verkleidung. Ein Beispiel war das Kingcycle K 3
Die Ruderbewegung
scheint mehr Leistung und eine
günstigere Beanspruchung für den Körper zu bringen, scheitert aber wohl vor
allem an psychologischen Gründen. Trotzdem verkauft Derk Tijs seinen
Kurzruderer seit Jahren.
Wenn eine Drehrichtungsumkehr
erforderlich ist, z. B. bei einem
Tandem mit "Rücken an Rücken" - Sitzposition,
kann man die Kette mit zwei Umlenkrollen außen antreiben lassen, das ist viel
besser, als die Kette zu kreuzen.
Für Alltagsräder hat der Zahnriemenantrieb den Vorteil der Wartungsfreiheit und fast
wegfallenden Verschmutzungsgefahr der Kleidung, verlangt allerdings eine hinten
öffenbaren Rahmen und schließt Ketttenschaltung aus.
Verschleißmessung
Von Rohloff u. anderen Firmen gibt es zwei kleine einfach
zu handhabende Geräte, mit denen man den Verschleiß von Ketten und Ritzeln
messen kann.
Ketten- und
Hosenbeinschutz
Ich lasse die Kette meist in einem Kunststoffrohr laufen,
Hydraulikleitung NW18 aus Polyamid oder Wasserleitung aus Hart PE., beide müssen z. T. durch Füllen mit heißem Wasser und
Aufhängen zuerst an gerade Form gewöhnt werden. PVC-Rohre für Elektroinstallation
klappern ziemlich, wenn man auf die Enden nicht 8 cm lange Stücke PVC-Schlauch
steckt. Ohne Kettenschutz müßte man die Kette eigentlich nach jeder Regenfahrt
säubern und neu schmieren. Durch die Schläuche bleibt das Schmiermittel viel
länger erhalten, das macht wahrscheinlich mehr aus, als das bißchen Reibung im
Schlauch. Peter Lis verwendet Schrumpfschlauch
HSB 500 mit Kunststoffröhrchen 11mm innen in den Enden. Schläuche und
Rohre werden mit einem Stängelchen aus einer alten Speiche oder einem Streifen
aus steifem Gummi beweglich mit Rahmen, Schwinge, Umwerfer oder Schaltwerk
verbunden. Die Lebensdauer der Schläuche wird vervielfacht, wenn man sie alle
Vierteljahre um 30 Grad verdreht. Die Kette läuft leiser, wenn die
Schlaucheinläufe konisch aufgeweitet werden. (erwärmen und konischen Holz- oder
Alustab reindrücken)
Ich
habe den Eindruck, daß das ansonsten sehr gute Rohloff – Öl nach 2 –
3000 km dazu führt, daß sich im Inneren von Kettenschutz – Schläuchen
eine zähe Paste aus Öl und Straßenstaub absetzt, welche den Tretwiderstand
spürbar erhöht. Sie ist im Gegensatz zu
anderen Produkten nicht mit Durchziehen eines Stoffstreifens entfernbar. Man
muß die Kette ausbauen und Lösemittel verwenden.
Schutzbleche
Schutzbleche an gefederten Hinterrädern oder
Vorderschwingen sind sehr hoch beansprucht. Hintere Schutzbleche aus Kunsstoff
brauchen mindestens 3 Streben und große, gummiunterlegte U - Scheiben an den
Aufhängungen. Radikal wird dieses Problem durch Anbringung der Bleche am Rahmen
gelöst, dafür ist dann der Schmutzschutz verringert und die Optik
gewöhnungsbedürftig.
Bremsen
Das Bremsvermögen eines Fahrzeugs wird durch das
Verhältnis von Radstand zu Schwerpunkthöhe begrenzt. Wenn der Schwerpunkt unter
der 45 - Linie durch den Aufstandspunkt
des Vorderrads liegt, ist ein Überschlagen beim Bremsen ausgeschlossen.
Hier sind Langlieger, Tieflieger und Dreiräder mit 2
Rädern hinten jedem anderen Fahrrad überlegen. Beim Normalrad liegt die
Überschlagsgrenze etwa bei 5,5 m/s2
bei den genannten Fahrzeugen liegt
die theoretische Grenze erst bei etwa 10 m/s 2. Eines der besten
Dinge, die uns das Mountain Bike gebracht hat, sind Cantileverbremsen. Kurzschenklige Rennbremsen zogen natürlich schon
immer gut, man kann sie aber nur für Reifenbreiten bis ca. 32 mm ohne Schutzblech verwenden, für
dicke Reifen sah es schlechter aus.
Bei Kurzliegern vorn verlangte früher die Betätigung von
Cantilevers etwas Nachdenken. Die modernen V- Bremsen haben die Zugführung sehr
erleichtert.und die Bremswirkung nochmals gesteigert.
Zur Geometrie von Cantilevers:
Einerseits zieht die Bremse am besten, wenn der Querzug
senkrecht auf der Verbindungslinie Drehpunkt - Seilangriffspunkt steht,
andererseits nimmt die Bremskraft zu, wenn sich der Winkel a
dem Wert 90 nähert.,
der Weg am Bremshebel wird dann aber größer.
Der übliche Abstand der Cantisockel beträgt 80 mm. Je enger die Sockel stehen, desto geringer
ist die Gefahr, bei fehlender Wartung irgendwann bei einer Notbremsung in die
Speichen zu bremsen und desto weiter stehen die Bremsarme seitlich ab. Bei
Kurz- und Tiefliegern kann das u. U. Probleme machen.
Die
Bremswirkung hängt sehr stark von der Paarung Belag – Felge ab. (siehe Anhang
) Bei der Kombination Shimano XTR V –
Bremse mit Grünert Kastenfelge habe ich z. B. mit einem entgegen der Shimano –
Vorschrift verwendeten Suntour – Bremshebel für „normale“ Cantilever – Bremsen
keinerlei Probleme mit zu „giftigem“ Ziehen
Hydraulikbremsen ziehen enorm, man hat keine
Probleme mit einrostenden oder festfrierenden Seilen, sie sind aber ziemlich
teuer und beim untenliegenden Hornlenker besteht, die Gefahr des Hängenbleibens
oder Durchscheuerns beim Sturz. Dies kann man mit einer (recht teuren)
Winkelverschraubung mildern oder mit einem an das Lenkerende gelöteten
Abweiser. Ich verwende Hydraulik bei direkter Lenkung für die Hinterbremse,
weil man sonst einen elend langen Zug braucht und vor allem bei Dreirädern mit
2 Rädern hinten, da hängen beide Bremsen an einem Tandembremsgriff, damit
ziehen die Bremsen wirklich dauerhaft gleichmäßig. Bei langen Abfahrten mit
Gepäck im Gebirge werden die Felgen vor allem bei kleinen Rädern und hoher
Außentemperatur beängstigend heiß, besonders wenn man die Abfahrten in
genießerischer Langsamkeit absolviert.
Bei Trommelbremsen sind mir immer wieder Exemplare
mit recht bescheidener Wirkung untergekommen. von recht bescheidener Wirkung
unter gekommen. Sturmey Archer oder die Rollenbremse
von Shimano scheinen in dieser Beziehung leicht im Vorteil. zu sein. Die
Bezeichnung Rollenbremse ist etwas irreführend. Die Rollen dienen nur zur
gleichmäßigen Anpressung der Beläge, gebremst wird aber im Grunde nach dem
Trommelbremsenprinzip, allerdings mit geschmierten Stahlbelägen wie beim
Rücktritt. Die Bremswirkung scheint mir verbesserungsfähig und die Maßnahme gegen
Überbremsen ergibt in kleinen Rädern gelegentlich ein lästiges Rubbeln.
Inzwischen habe ich an allen meinen Rädern zumindest eine
Scheibenbremse (Bei einem Langlieger würde ich sie
hinten anordnen.) Bremswirkung und Dosierbarkeit sind sehr gut. Jetzt würde
mich auch ein leichter Achter in der Felge weniger stören. Außerdem sind die
nervigen Geräusche weg, die bei Felgenbremsen durch das Schmirgeln von Sand auf
der Felge entstehen und ein Durchbremsen der Felgenflanken ist unmöglich
geworden. Der Bremssattel muß sehr solide aufgehängt werden und nicht jede
Gabel ist den auftretenden Kräften gewachsen.. Wenn
das Rad längere Zeit im Regen stand, erschreckt einem die Scheibe beim ersten
Mal gelegentlich mit unerwartet verzögert einsetzender Bremswirkung und schrecklichem
Schreien.
Noch mal zu Scheibenbremsen
Hier noch mal die Vorteile
Vorteile:
+ kaum Überhitzungsprobleme
der Felgen bei langen Abfahrten (bei kleinen Rädern akuter als bei
„Normalrädern“, wegen der kleineren wärmeabgebenden Fläche)
+ auch bei Regen keinerlei nervende
Kratzgeräusche durch Sand an den Belägen
+ bei trockenem und nassem Wetter stets
ausreichende Bremskraft
+ sehr gute Dosierbarkeit-
+
wartungsarm durch lange Bremsbelag – Lebensdauer
in Kauf nehmen muß man
- wenn keine
Befestigungspunkte an Rahmen oder Gabel vorhanden, nachträglicher Anbau nur für
Bastler möglich
- „Einfädeln“ des Laufrads schwieriger
- teurer
- Schleifen der Beläge häufiger und
schwieriger zu beheben
Wenn ich die Bremsbelaggröße eines Autos und eines
Fahrrads vergleiche und noch die kinetische Energie beachte, die häufig durch
Bremsung in Wärme umzuwandeln ist, müßten die Beläge im Fahrrad im
Alltagsbetrieb etliche Jahre halten. Dies schrieb ich, als ich nur die Sachs – Scheibe kannte. Inzwischen sind Bremssättel,
Belaggröße und Dicke dem allgemeinen Gewichtsfetischismus folgend so minimiert
worden, dass auch die Belaglebensdauer drastisch gesunken ist.
Von Magura gibt es Scheiben bis 220 mm Durchmesser für
Downhill; damit habe ich die Überhitzungsprobleme an unserem Tandem behoben
Allerdings muß der Bremssattel verlegt werden. Möglicherweise gibt es von
Magura spezielle Sättel für diese Scheiben..Ich habe
diese Scheibe mit einem "Martha" – Sattel kombiniert.
Die Umstellung bei Magura auf selbstnachstellende
Doppelkolbensättel führt nach meinem Eindruck zu häufigerem Schleifen der
Beläge.
Der äußerst zuverlässige Rücktritt kommt bei langen Bergabfahrt
schnell in bedenkliche Temperaturen, läßt schnell das Hinterrad schleifen und
hat beim Liegerad den weiteren kleinen Nachteil, daß man an der Ampel nicht die
Pedale in die fürs Anfahren günstigste Stellung bringen kann.
Seilzüge
sehr wenig Reibung haben Züge mit einer Teflon -
Innenbeschichtung. Sehr lange Züge unterbreche ich durch 2 Seilstopper, dabei
muß man aber darauf achten, daß dort kein Wasser reinlaufen kann. Generell
sollen Seilzüge so kurz wie möglich sein. Ob Goretexzüge die versprochenen
Wunderdinge bringen, habe ich, abgeschreckt durch den Preis, noch nicht
ausprobiert. Als Seilendsicherung eignen sich auch Popnieten und Speichennippel.
Umlenkrollen für Bremszüge sollten min. 25mm Durchmesser haben. Als Seilstopper
verwende ich entweder käufliche Hülsen oder Rohrstückchen 10 x 1, 15 lang, da
kommt eine Stellschraube oder ein Weinmann - Zugendstück rein, Seilstopper zur
Montage- erleichterung geschlitzt.
Hebel, Schalter
Ich verwende nur Bremshebel mit einem extra Drehpunkt für
das Seil. Wenn sich ein Rundnippel im Hebel drehen muß, bringt das auf die
Dauer eine hohe Biege-. beanspruchung aufs Seil. Zweifingerhebel ermöglichen
mehr Seilweg.
Als Schalter fand ich beim Hornlenker lange Zeit
Lenkerendschalter ideal, sie liegen so richtig in der Hand, erst als ich die
ersten Drehgriffe probierte, fiel mir ein, wie oft ich beim Schieben oder
Rangieren dagegengestoßen war und versehentlich geschaltet hatte (krach .-
krach beim Anfahren) Außerdem stößt man in engen Kurven damit manchmal ans
Bein. Drehgriffe liegen beim Hornlenker an sich verkehrt, ich rutsche etwas mit
der Hand nach hinten und schalte so, wie vorgesehen, mit Daumen und
Zeigefinger. Bei dem leider nicht besonders leichtgängigen Sachsdrehgriff habe
ich bei Regen manchmal den 1. Gang nur mit Anstrengung reingebracht. Dies ist
beim derzeitigen Modell durch die Möglichkeit behoben, mit Daumen und
Zeigefinger den Rand mit viel größerem Durchmesser zu umfassen. Beim Hornlenker
finde ich inzwischen aber einen an
der Rückseite der Lenkergriffe
angebrachten Lenkerendschalter eher noch bequemer. Bei den verschiedenen
Rapidfire – Doppelschaltern von Shimano nervt mich gelegentlich, daß man kaum
findet, wie ein gerissener Zug ersetzt werden soll.
Gepäcktransport
Eine geschickte Lösung finde ich einen abnehmbaren
"Kofferraum" aus stabilem Stoff, über Rohrrahmen gespannt, der
nebenbei noch den Luftwiderstand um 15 - 20% senkt, während ihn Packtaschen wahrscheinlich
in der gleichen Größenordnung anwachsen lassen. All die vielen Kleinigkeiten,
die man sonst mühsam in Taschen, mit Gummispannern oder sonstwie verstaut und dann doch
irgendwann mal verliert, werden einfach da reingeworfen, Reißverschluß zu, und
schon ist alles auch einigermaßen wettergeschützt. Die Oberseite sollte eben,
nicht gewölbt sein, damit sperrige Gegenstände auf ihr transportiert werden
können.(siehe Anhang)
Hinterbau für
Ketten. oder Nabenschaltung
Die Innenbreite des Hinterbaus muß betragen
bei Dreigangnabenschaltung 115 mm
bei
vielen älteren Freilaufnaben 125 mm
bei
neueren Freilaufnaben 135 mm
bei der
3 x 7 131 mm
Kleinigkeiten
Man spart eine Menge Zeit, wenn man gleich beim Bau eines
Rahmens Löcher für das Rücklichtkabel
anbringt und dort ein gegen Herausziehen gesichertes Stahlseil einzieht
Empfehlenswert ist ein Korrosionsschutz des Rahmens von innen (besonders, wenn man in Küstennähe wohnt. Firmen, die auf
Hohlraumversiegelung von Autos spezialisiert sind, haben lange dünne Sonden,
mit denen man in jeden Winkel kommt.
Sicherheit
Bei den meisten Liegeradentwürfen spielt dieser
Gesichtspunkt leider noch eine geringe oder gar keine Rolle, und dabei war doch
die Suche von Prof. Wilson nach einem sichereren
Fahrrad eine der Wurzeln für die Wiederauferstehung des Liegerads in den
Siebzigerjahren. Aber wer denkt schon gern daran, daß sich mit diesem
wunderschönen Gerät auch Unfälle ereignen können.
Die
Sicherheit umfaßt nicht nur den Schutz vor Verletzungen bei Unfällen, sondern
auch vor Verletzungen die beim normalen Fahrbetrieb auftreten können. Speziell
beim Liegerad sind z. B. Speichen des Hinterrads, Dynamo und Antriebskette oft
aus der normalen Sitzposition ereichbar. Ich kann deshalb nur aus eigener schmerzhafter
Erfahrung dringend raten, den eigenen Entwurf in dieser Hinsicht sorgfältig zu
prüfen. Für den Dynamo sollte man z. B. entweder eine Fernbedienung vorsehen
oder die Speichen in der Nähe abdecken. Eine sehr gefährliche Stelle ist die
Auflaufstelle von Ketten auf Spannrollen oder noch gefährlicher, auf Zwischenwellen.
Eine umlaufende Scheibe aus Alublech mit
ca. 120 mm Æ ist eine gute Abhilfe. Die professionellen Unfallverhüter
sagen, wenn man irgendwo einen Finger hinein bringen kann, dann bringt ihn
irgendwann auch einer hinein.
Gemeint ist mit Sicherheit hier, entsprechend der
Terminologie beim Auto
passive
Sicherheit
aktive
Sicherheit
Sicherheit
von anderen Verkehrsteilnehmern
Passive Sicherheit bedeutet Vermeidung von
Verletzungen bei Sturz oder Aufprall, also
keine
scharfen Teile im Bereich des Fahrers
Ausbildung des Rahmens als
"Käfig", wie bei der Leitra, beim Einspurer allerdings schwierig zu
verwirklichen
"harte"
Vollverkleidung, wohl der wirksamste Schutz
niedrige
Sitzhöhe
Lenker
vor dem Körper können beim Sturz das Freikommen behindern
Aktive Sicherheit bedeutet ein Fahrverhalten, daß
viele Unfälle von vornherein vermeidet nämlich
Spurtreue
geradeaus
und in Kurven
beim
Bremsen
bei
unebener Fahrbahn
Kontrollierbarkeit, d. h. die Reaktionen des
Fahrzeugs auf Handlungen des Fahrers, wie
Gewichtsverlagerung
oder Lenkbewegungen und auf Einflüsse der
Umwelt, wie Seitenwind oder
Bodenwellen sind vorhersehbar und entsprechen dem Reaktionsvermögen des Fahrers
Hohes Bremsvermögen,
hier sind Lang-
und Tieflieger dem Normalrad hoch überlegen, bei
dem eine Verzögerung von etwa 5,5m/s2
zum Überschlag führt, der
bei diesen beiden völlig
ausgeschlossen ist. Das Kurze und die Dreiräder mit 2 Rädern vorn sind hier
ungünstiger dran. Ein Überschlagen ist ausgeschlossen, wenn der Schwerpunkt von
Fahrer + Fahrzeug unter der 45 Gradlinie durch den Aufstandspunkt des
Vorderrads liegt.
Wendigkeit, d. h. die Fähigkeit,
Hindernissen schnell auszuweichen
Gute Sicht unter
allen Wetterbedingungen (vor allem bei Vollverkleidung sehr schwer zu erreichen)
Auffälligkeit, um nicht von anderen
Verkehrsteilnehmern übersehen zu werden
Alles zusammengenommen ist das Liegerad wahrscheinlich das sicherste Straßenfahrzeug
überhaupt.
Aerodynamik
Der Luftwiderstand, der bereits bei ca. 15 km/h die Größe
des Rollwiderstands übersteigt, hängt ab von
Fahrgeschwindigkeit
Luftwiderstandsbeiwert
cw
Stirnfläche
Luftdichte
(und damit auch geringfügig von der Höhe)
Liegeräder haben meist einen schlechteren cw - Wert als sportliche Normalräder und eine kleinere
Stirnfläche, unter dem Strich meist einen niedrigeren Luftwiderstand, der sich
auf folgende Weise senken läßt
Tretlager
ca. 150 mm über Sitzhöhe
(man fährt sozusagen im Windschatten
seiner eigenen Beine)
flache Lehne (45 und weniger gegen die Wagrechte)
schmaler Lenker so angeordnet, daß
die Arme möglichst wagrecht gestreckt verlaufen
niedrige Sitzhöhe, damit von vorn gesehen möglichst viel
von Schaltwerk, Zahnkranz, Nabe, Speichen, Reifen und Rahmen im Profil des Fahrers verschwindet
ein breiter Kofferraum hinter dem Fahrer, der neben
seiner eigentlichen (äußerst nützlichen) Funktion die Abströmung so verbessert,
daß der Gesamtwiderstand um bis zu 20% sinken kann, während Packtaschen ihn
etwa im gleichen Maße erhöhen,
Front- oder (die mit Abstand wirksamste Methode)
Vollverkleidung (Womit man sich
aber, besonders beim Einspurer für den Alltag eine ganze Latte von Nachteilen
einhandelt, genannt seien nur Seitenwindempfindlichkeit, höheres Gewicht,
erschwertes Einsteigen und Sichtbehinderung.
Wetterschutz
Während man auf einem Normalrad mit einem Poncho, dessen
Vorderkante über den Lenker reicht, schon recht gut versorgt ist, trifft einem
Regen auf einem Lieger viel härter. Die Beine werden auf jeden Fall naß und da
der Poncho durchs Treten hochrutscht, meist auch der Bauch. Zu einem Altagslieger
gehört nach meiner Meinung ein Wetterschutz. An diesen sind andere
Anforderungen zu stellen, jenachdem ob man Touren machen will, oder täglich zur
Arbeit fährt.. (Siehe auch meine Ausarbeitung "Wetterschutzverkleidungen für
Liegeräder")
Eine überraschend
wirksame Kleinigkeit ist übrigens eine Verlängerung des vorderen Schutzblechs
durch einen Gummistreifen bis ca 30 mm über der Straße. Gerade beim Liegerad
sitzt man beim Durchfahren von Pfützen ziemlich direkt in der
"Schußlinie" des Vorderrads.
Erstellen eines
eigenen Entwurfs
Wer sich bis hierher durchgekämpft hat, müßte nun
eigentlich schlau genug sein, einen eigenen funktionsfähigen Entwurf zu erstellen.
Bei mir hat sich folgendes Vorgehen bewährt. Zunerst
mache ich Skizzen 1 : 10. Wenn die große Linie
einigermaßen festliegt, entsteht eine Zeichnung 1 : 5.
Die schaue ich mir dann 3 - 4 mal im Abstand von einer
Woche an und staune manchmal, was mir inzwischen alles dazu einfällt. Wenn
wirklich alles klar ist, kommt die Zeichnung 1 : 1 an
die Reihe.
Entwurf eines Langliegerades
Hierfür
wende ich folgendes Rezept an:
1 Vorderradgröße
festlegen
2 Tretlager-
und Sitzhöhe wählen
3 Tretlagerposition festlegen. (Kreis um Vorderradmitte mit
Radius des Vorderrads + Kurbellänge + 3cm (bei Vorderradfederung vom
eingefederten Rad ausgehen)
4 Kreisbogen
um Tretlager mit Radius Schrittlänge +10cm, Lehnenneigung
festlegen
5
Größe des Hinterrads und Lage festlegen (bei Federung genügend Platz zur
Lehne?)
Als
Maßstab für die Zeichnung wähle ich 1: 5. Diesen Maßstab hat auch mein
Ergonomie-Hampelmann,
Oben
habe ich als Sitzabstand (Abstand zwischen
Mitte Tretlager und Unterkante Lehne) angegeben "Schrittlänge + 10
cm" Inzwischen finde ich folgendes
besser:
ganz
aufrecht mit vollem Kontakt des Rückens an eine Wand setzen und den Abstand X
zwischen Fußsohle (ohne Schuh) und Wand messen. Der Abstand zwischen Lehne und
Mitte Tretlager ist dann X - 20 cm-
Entwurf eines
Kurzliegers
Für Kurzlieger ist es
nicht so einfach, ein "Kochrezept" anzubieten, weil die
Bauarten sehr unterschiedlich sind Hier
zunächst noch etwas Allgemeines.
Um Konflikte zwischen Füßen und Vorderrad in engen Kurven
zu vermeiden, haben die Konstrukteure das Tretlager ursprünglich ziemlich weit
vorn angeordnet Das ergibt aber tendenziell eine hohe Vorderachsbelastung und
leicht Stehaufmännchen beim scharfen Bremsen.
Ein Anheben des Hinterrads beim Bremsen in der Ebene ist
erst ausgeschlossen, wenn der Schwerpunkt von Fahrer + Fahrzeug unterhalb der
45Gradlinie durch den Aufstandspunkt des Vorderrads liegt. Der Schwerpunkt des
Menschen, der in jedem Fall den größeren Beitrag liefert, liegt etwa in
Bauchnabelhöhe. Bei meinem BMX-Lieger liegt der Schwerpunkt ca 440mm über dem
Boden und 470mm vor der Hinterachse. Mein Schwerpunkt in Fahrhaltung liegt etwa
820mm hoch und 220mm vor der Hinterachse. Der Gesamtschwerpunkt liegt also 770mm
über Grund und 640mm hinter der Vorderachse, auch hier ist also ein Überschlag
möglich.
Als einer der Ersten legte Tim Brummer bei seinem
Lightning das Tretlager deutlich nach hinten Bei meinem K1 baute ich deshalb
das Tretlager höhen- und längsverstellbar und fand, daß man sich in ganz engen
Kurven tatsächlich nach erstaunlich kurzer Zeit angewöhnt, den Fuß flacher zu
halten oder nur kurz hin und her zu treten. Im normalen Fahrbetrieb merkt man
hiervon praktisch nichts. Gefährlich wird es allerdings, wenn die Pedale das
Vorderrad berühren können. Wesentlich mehr Platz für die Füße schafft ein nach
vorn geneigter Steuerkopf, wie ihn die Desira von Stefan Gloger besitzt. Eine
häufig benutzte Möglichkeit, den Schwerpunkt nach hinten zu bringen, ist eine flache
Lehne. Damit verliert das Kurze aber viel von seiner Eignung für die Stadt, für
die es aufgrund seiner Wendigkeit an sich prädestiniert ist. Generell habe ich
festgestellt, daß für Einsteiger eine steile Lehne (ca. 30 Grad gegen die
Senkrechte geneigt) die Eingewöhnung sogar mehr erleichtert, als besonders
gutmütige Fahreigenschaften
Als ein Minus an Fahrkomfort empfinden die meisten das
immer etwas höhere Tretlager, gerade das
schätzen aber die schnellen Leute als aerodynamischer Vorteil: man fährt
sozusagen im Windschatten seiner eigenen Beine.
Wenn man den Schwerpunkt zu weit nach hinten legt,
besteht beim Anfahren am steilen Berg die Gefahr, daß das Vorderrad hochsteigt.
Der Spielraum zwischen Hochkommen vorn oder hinten wird um so
größer, je niedriger der Schwerpunkt liegt.
Der Abstand zwischen Tretlager und Vorderkante Vorderrad
beträgt z.B. beim M 5 ca. 200 mm, beim Aeroprojekt 120mm, bei meinem K5 nur 50 mm
Ein möglicher Weg beim Entwurf ist folgender:
Man überlegt sich zunächst, ob
ein mehr sportliches oder eher komfortables Rad entstehen soll, danach richten
sich Tretlagerposition und Sitzposition,.
In einer Skizze trägt man dann
nacheinander ein
1. Sitzhöhe 2 Lehnenneigung 3 Sitzwinkel 4 Sitzabbstand 5 Kurbelkreis 6 Vorderrad 7 Hinterrad 8 Rahmen |
|
Jetzt zeichnet man den Fahrer in
der gewünschten Sitzposition auf. Dann trägt man verschiedene Pedalstellungen
ein und zeichnet die Hüllkurve. Das ist der Platz, den die Beine brauchen. Ich
habe inzwischen gefunden, daß es verhältnismäßig unkritisch ist, wenn die
Fersen in engen Kurven das Vorderrad berühren, bei Alltagsfahrzeugen halte ich es aber für unzumutbar, wenn die Pedale
an den Reifen kommen. Das habe ich durch schmerzhafte Bodenberührung gelernt
Man kann aber ähnlich vorgehen wie beim Langlieger.
1
Festlegen der Vorderradgröße
2
Festlegen der Tretlagerhöhe, Kreis um den Radmittelpunkt mit
Radius des Rads + Kurbellänge +3 cm, damit
liegt die Lage des
Tretlagers fest
3 Festlegen
der Sitzhöhe, Kreis um das Tretlager mit Radius Schrittlänge + 10 cm
4 Lehne einzeichnen
5 Größe
und Lage des Hinterrads festlegen (bei Federung genug Platz
zur Lehne lassen)
Entwurf eines
Tiefliegers
Auch dies ist keine neue Idee. Bereits vor über 20 Jahren
entwarf der Belgier Eric Anbergen seinen Veleric mit 200 mm Sitzhöhe und sogar
mit Vollverkleidung. Für den heutigen vom KFZ geprägten schnellen Stadtverkehr
ist ein so tiefer Sitz etwas problematisch. Zum Besuch eines Freundes, drei Dörfer
weiter ist aber so ein Tieflieger schon heute eine feine Sache. Mit einem
strömungsgünstigen Kofferraum, wie ihn das Flux hat, läßt sich ein
Luftwiderstand erreichen, der 40% unter dem eines Rennrads liegt, bei einer
Sitzposition, die man ohne Drücken, Kneifen und Ziehen 10 Stunden aushalten
kann.
Da der Rahmen ziemlich um die Ecke geht und recht lang
ist, sollte man mit dem Rohrdurchmesser nicht sparen. 60 x 1 halte ich für gut.
Das Tretlager sollte auf jeden Fall so weit vorn sein,
daß die Pedale nicht das Vorderrad berühren können. Für den Alltag, vor allem
in den Bergen, halte ich eine Führung der Kette mit Umlenkrollen über das
Vorderrad für erforderlich.
Der niedrige Luftwiderstand kommt u. a. dadurch zustande,
daß Schaltwerk, Zahnkranz und Teile von Naben, Reifen, Gabel und Hinterbau im
Profil des Fahrers verschwinden. Die Fallhöhe ist bei diesen Geräten extrem
gering und durch den niedrigen Schwerpunkt kann man nach einiger Übung mit
einer bisher nicht gekannten Geschwindigkeit Ausweichmanöver oder Kurskorrekturen bei einem Wegwischen des
Hinterrads durchführen. Menschen mit einer Größe unter etwa 1,7 m haben
Schwierigkeiten, das Vorderrad zu erreichen. Eine Abhilfe ist mit einem
kleineren Vorderrad, z. B. 47 x 305 möglich. Um die damit
verschlechterte Kursstabilität auszugleichen, habe ich meinem Tieflieger
Delphin4 die Desira - Lenkgeometrie verwendet, hier 103 Gabelwinkel und 43 mm Nachlauf.
Damit ist ab etwa 15 km/h freihändig fahren möglich. Um möglichst schmal zu
bauen, verwende ich als Lenkübertragung eine Kette mit 2 Ritzeln, ergibt einen
maximalen Lenkeinschlag (zum Rangieren) von 90.
Der Entwurf kann etwa so ablaufen wie beim Kurzlieger, zu
beachten ist aber, daß die Beine neben dem vorderen Teil des Rahmens arbeiten,
dieser Bereich muß also möglichst schmal sein, also, Kette und Umlenkrollen
möglichst dicht am Rahmen, schmale Gabel, keine unnötigen Anlötteile usw.
Wenn man auf eine extrem tiefe Sitzposition verzichtet,
kommt man mit einer Umlenkrolle bzw.
mit einer Zwischenwelle aus.
Entwurf eines
Dreirads
hier ist das alles etwas schwieriger, weil sich alles in
3 Dimensionen abspielt. Man kommt nicht darum herum, immer mindestens 2
Ansichten zu zeichnen. Bei 2 Rädern vorn
kann man zunächst das für Kurzlieger vorgeschlagene Verfahren anwenden, bei 2
Rädern hinten das Verfahren für Langlieger. Bei 2 Rädern auf einer Achse und
sportlicher Fahrweise sollte man wegen der hohen Querkräfte keine größeren
Räder als 500 mm (20") verwenden.
Da es 15 verschiedene Grundbauarten von Dreirädern gibt, verweise ich nochmals
auf meine Ausarbeitung Bau von Liegedreirädern
Hinweise zur
Beschaffung
O Latex/Kokosfasermatte,
3cm dick als Sitzauflage gibt es bei Fa.
Olle u. Manz GmbH, Imhofstr. 13,
73525 Schwäbisch Gmünd,
Verschiedene
Sitzauflagen auch bei Pedalkraft undLiegeradherstellern, z. B. Flux und Toxy
O Glycodurbüchsen (aus Blech gerollte,
mit Bronce und Teflon beschichtete Gleitlager, hergestellt von SKF, preiswert
und gut) gibt es in Läden für Industriebedarf
O Mountain
Drive hergestellt von Florian Schlumpf, CH 7324 Vilters, Schweiz
O Speichen aus Niro in geraden Längen ab
106 mm stellt die Fa Pedalkraft, 71245
Ditzingen, Tel 07156 8369, Email info@pedalkraft.de,
internet www.pedalkraft.de her
O Kugelgelenke,
auch nachstellbar, und viele andere nützlichen Teile liefert
die Fa.
Mädler, Tränkestr. 8, 79597 Stuttgart
Bausätze
O Manche
serienmäßig hergestellte Liegeräder sind auch als Bausatz erhältlich, der meist
Rahmen, Sitz, Lenker, Gabel und Vorderradfelge enthält
An
dieser Stelle möchte ich meinen Fahrradfreunden, besonders Peter Lis und Martin
Sörensen für viele Hinweise danken, die in diese Ausarbeitung einflossen.
Im Anhang findet sich Folgendes
1 Einige
Gewichte
2
Entfaltungen
3 Reifen
4
Speichenlängen
5
Fahrleistungen
6 Reibpaarung
7
Anhängekoffer
8 Rahmensitz
9
Zeichenhilfen.
10
Nabenübersetzungen
11 Rahmenbaulehre
12
Lehnenverstellung