P e a k -  O i l  - w a s   i s t   d a s ?                                                                                                    06-2


H. King Hubbert, der jahrzehntelange für Shell nach Öllagerstätten suchte, fand heraus, dass die aus einem bestimmten Ölfeld geförderte Menge einer glockenartigen Kurve („Hubbertkurve“) folgte. (unten angedeutet) .

                       

H. K. Hubbert fand außerdem, dass auch die Förderkurven von ganzen Regionen etwa den gleichen Verlauf zeigen. Bereits 1956 hat er vorausgesagt, dass die Ölförderung der USA etwa 1971 ihren Höhepunkt  (Peak - Oil) erreichen würde. Dies wurde damals allgemein angezweifelt, trat jedoch tatsächlich ein.

 

Der selbe M. K. Hubbert, der inzwischen zum weltweit wohl erfahrendsten Spezialisten für die Ölsuche geworden war, sagte das Fördermaximum für die

 

 gesamte Erde für 2006 bis 2015 voraus.

 

Dies wurde inzwischen von anderen Seiten bestätigt )1

 

Von entscheidender Bedeutung ist nicht der Zeitpunkt der Erschöpfung der Erdölvorräte, von dem allgemein geredet wird, sondern der Zeitpunkt, ab dem die Förderung zurück geht, eben der „Peak“

 

Erdöl beeinflusst in den Industrieländern das Leben jedes Menschen bis in die letzten  Details. Ohne Erdöl hätte unsere derzeitige Zivilisation und Technik gar nicht entstehen  können (auch mit 1000 Sklaven kann man kein modernes Auto oder ein Flugzeug betreiben)

 

Dies bedeutet.

- Das Knappwerden des Erdöls wird unser Leben in unmittelbarer Zukunft so  einschneidend
 
verändern, wie wir uns das jetzt noch nicht vorstellen können

- Wir werden bald jedes Jahr weniger Öl zur Verfügung haben, während der Bedarf  weiter steigt

            - Die Ölpreise werden drastisch steigen

            - Transport und damit alle importierte Waren werden teurer

- Chemischer Dünger, und damit Lebensmittel werden knapper)2

- Alle Artikel, die aus Erdöl hergestellt werden, z. B. viele Kunststoffe, steigen im  Preis

- vor allem die USA werden mit allen Mitteln (auch Kriegen) versuchen, ihren

   verschwenderischen Lebensstil („American Way of Life“) aufrecht zu halten.

            - Auch Ölsande und Ölschiefer sind kein Ausweg)3

            - Der Ausbau der Kernenergie bringt keine Lösung)4

- Wasserstoff ist keine Energie, sondern ein Energieträger)5

- Ein entschiedener Umstieg auf erneuerbare Energien (Wind)6, Photovoltaik,  Biomasse usw.) hat höchste Priorität.

- Da für die Herstellung der riesigen Mengen an Windrädern, Solarpaneele usw. aber

   bald nicht genügend Energie vorhanden sein wird, ist eine Zurücknahme unseres

   Energieverbrauchs unvermeidbar.

- Keine heute begonnene Initiative, auch keine Entwicklung von erneuerbaren Energien kann
  schnell genug in Gang gesetzt werden, um einen Bieterkrieg um das verbliebene Öl zu
  vermeiden, Wir können nur hoffen, dass dieser Krieg statt mit Bargeld nicht mit  Nuklearraketen geführt wird.

 

Äußerst beunruhigend ist auch folgendes:

 

- Die Entdeckung neuer Lagerstätten von konventionellem Öl hatte ihren Höhepunkt bereits in den 60er Jahren

. Heute entdecken wir ein neues Barrel für jeweils 4, die wir verbrauchen.

- Die offiziellen Zahlen für die bekannten Ölvorräte sind vor allem für die OPEC – Länder nach oben manipuliert

  (z. T. um 140%), um die nach den OPEC –Spielregeln an die Vorräte gebundene Fördermenge erhöhen zu dürfen.

- Das Energie -Äquivalent der z. Z. ausgebeuteten Ölfelder sinkt ständig; d. h. um die einer Energie von  einer

   Kilowattstunde entsprechende Ölmenge zu fördern, ist immer mehr Energie erforderlich, z. B. dadurch, dass

  inzwischen bis zu 5000 m tief gebohrt werden muß.

- Gegenwärtig könnten ohne die Nutzung fossiler Energien 2 – 5 Mrd Menschen weniger überleben

-         .

Der Peak Oil könnte aber auch folgende positive Auswirkungen haben

 

-         die Menschen gehen wieder viel mehr zu Fuß und fahren mit dem Rad, Herzkreislauferkrankungen nehmen deutlich ab

-         Fernreisen werden für viele unerschwinglich, die Menschen besinnen sich wieder mehr auf die Schönheiten ihrer Heimat

-         die Belastung der Menschen durch den Verkehr in Form von Abgasen, Lärm und Hektik und Unfallgefahren nimmt ab

-         kleine Betrieb, die bisher kaum von der Globalisierung profitierten, werden gestärkt

-          das Ausbluten der Regionen wird gestoppt

-          Einwegverpackungen sind zu teuer der Müllberg wird kleiner

-          Rohstoffe sind teuer, deshalb werden langlebige Produkte entwickelt, deren Reparatur lohnt, Senkung der Arbeitslosigkeit

 

)1„Deutsche Bank Research“ vom 2.12. 04 schreibt u. a.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) erwartet unter der Annahme konstanter Jahresförderung  den „depletion mid-point d. h. den Zeitpunkt, an dem das weltweit vermutete Erdöl schon zur Hälfte gefördert ist, innerhalb der nächsten 15 – 20 Jahre.

Die Internationale Energieagentur in Paris erwartet ein weltweites Fördermaximum für 2015

Fazit: der weltweite Förderhöhepunkt wird, abhängig vor allem von der Wirtschaftslage und vom Bevölkerungswachstum, d. h. vom Ölverbrauch zwischen 2006 und 2015 eintreten (Heimberg „The Pary is over“)

 

)2 Die 1909 von Haber und Bosch entwickelte Methode, den Stickstoff der Luft für die Düngerherstellung zu nutzen, wobei die ursprünglich verwendete Kohle bald durch Erdgas ersetzt wurde, ist vielleicht die wichtigste Erfindung des 20. Jhdts, weil dadurch die Menge des in der Biosphäre verfügbaren Stickstoffs etwa verdoppelt wird. Dies führte zu einem gewaltigen Anstieg der Lebensmittelproduktion und zu einem starken Anwachsen der Weltbevölkerung

Die Entwicklung der auf Petrochemie beruhenden Pestizide und Herbizide sowie der Einsatz von Maschinen und Kunstdünger auch in den Entwicklungsländern („grüne Revolution“) erhöhte die Produktion weiter- zu horrenden gesellschaftlichen und ökologischen Kosten.

 

)3Die Ausbeutung der riesigen bekannten Vorräte an Ölsand und - Schiefer bedeutet einen so ungeheuren Aufwand an Energie, finanziellen Mitteln, Landschaftsverbrauch und Umweltbelastung, dass sie die obigen Aussagen nur unwesentlich beeinflussen könnte.

 

)4 In den USA sind heute 103, in Deutschland 19 Reaktoren in Betrieb. Die Hersteller geben manchmal einen Herstellungspreis von 2 Cent/kWh an, dies gilt aber nur für die direkten Kosten, wenn man die Kosten für Reaktorbau, Reaktorsicherheit, Rückbau des Reaktors und Lagerung der Abfälle einbezieht, ist Atomstrom extrem teuer. Kernkraft ist nur dann in fast unbegrenztem Umfang vorhanden, wenn man Brutreaktoren einbezieht. Plutonium ist aber einer der giftigsten bekannten Stoffe, der auch zur Herstellung von Kernwaffen benötigt wird.

Obwohl Frankreich und England seit Jahrzehnten Brüterprogramme entwickelt haben, haben beide doch keine Pläne weitere Anlagen zu errichten; der französische Superphenix war in den ersten 10 Jahren nach seiner Fertigstellung nicht einmal ein volles Jahr in Betrieb. Japan hat seinen Monju , der nach einem Natriumbrand im Dezember 95 abgeschaltet wurde, nicht mehr in Betrieb genommen. Nur Russland arbeitet zur Zeit an Brütern.

Die USA besitzen z. Z. für den eigenen Bedarf noch für etwa 40 Jahre Uran. Der Abbau ist aufwendig,, umweltverschmutzend und gefährlich. Die erforderliche Energie stammt z. Z. zumeist aus Erdöl. Wenn man den gesamten Brennstoffkreislauf betrachtet, produziert Kernbrennstoff die mehrfache Menge an CO“, wie erneuerbare Energien.

Allein schon die Gefahr, dass mit dem Bau vieler weiterer Kernkraftwerke die Gefahr steigt, dass spaltbares Material in die Hände von Terroristen fällt, ist äußerst beunruhigend

 

)5 Der Prozess der Wasserstoffherstellung verbraucht prinzipiell mehr Energie, als der gewonnene Wasserstoff später liefern kann. Fast die gesamten derzeit weltweit jährlich hergestellten 40 Mill- Tonnen Wasserstoff(das ist ein reichliches % des Weltenergieverbrauchs) werden aus Erdgas hergestellt. Angesichts der Verluste bei der “Umwandlung“ von Strom in Wasserstoff und anschließend von Wasserstoff in Elektrizität wird eine Wasserstoffwirtschaft auf jeden Fall mit weit weniger Energie auskommen müssen als unsere gewohnte Wirtschaft.

 

)6 Eine große, 2003 in Betrieb gegangene  Anlage an der Grenze zwischen Washington und Oregon stellt heute schon Strom zum Preis von 2,5 Cent/kWh her. Eine Studie ergab, dass – übertragen auf heutige Technik etwa die Hälfte de US Stroms aus Windkraft kommen könnte, wozu allerdings gigantische Investitionen, auch in die Netze erforderlich wären

 

                                                                       Sie sägten die Äste ab, auf denen sie saßen,

und schrien sich zu ihre Erfahrungen,

wie man schneller sägen konnte, und fuhren mit

Krachen in die Tiefe, die ihnen zusahen,

schüttelten die Köpfe beim Sägen

und sägten weiter!                                 Bertolt Brecht

 

Angesichts zu Ende gehender Vorräte erinnert das Verhalten der Menschen  beunruhigend an die „Säger“ in Bert Brechts Gedicht.

 

Neuere Meldungen:

Das OPEC Land Indonesien ist 2004 zum Öl IMPORT – Land geworden. Iran muß seine Ölförderung zurückfahren. Die Ölförderung von Saudi Arabien steht unmittelbar vor dem Peak.
Allein der Anstieg des Ölverbrauchs in 2004 überstieg den Gesamtverbrauch von Deutschland. (nach Solarbrief 4/05)

 

Ein lesenswerte Geschichte zum Thema „Peak Oil“, eine Mischung aus Polit – Krimi und optimistischer Vision findet sich auf der folgenden Seite